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Neuigkeiten in Kurzfassung

Leider schaffe ich es zur Zeit überhaupt nicht, zu schreiben. Alles ist wunderbar. Ich bin insgesamt 930km gefahren und bin auf dem Weg zur Ostsee. Die letzten Tage in Deutschland waren wunderschön, mit tollen Wegen und ebenso tollen Quartieren, meist an einem See.

Ganz überwältigend war der Empfang in der Touristeninformation in Gryfino, wo zwei Pakete auf mich "warteten". Eines mit den Bannern von Kasia, und ein anderes mit den über dreißig Landkarten, die extra für mich nachgedruckt wurden. Mein erstes Quartier, auch von Kasia organisiert, war ein Paradies. Von Zbigniew bekam ich drei weitere ganz tolle Quartiere vermittelt, bei ganz lieben Menschen.

Leider war DAS Eisen am zweiten Tag in Polen wieder lose. Oh Schreck! Aber am nächsten Tag kam ein genialer Schmied und machte beide vorderen Eisen wieder fest. Ich konnte weiterfahren.

Gestern war ich erstmalig ohne vorgeplantes Quartier unterwegs. Mitten im Wald traf ich eine Frau, die mich bat, ihre Kinder etwas mitfahren zu lassen. Warum nicht. Ich blieb zum Essen und sollte unbedingt dort schlafen, aber ich wollte noch etwas weiterfahren. So begleiteten sie mich und suchten für mich ein Quartier. Nach herzlichem Abschied geschah das Unfassbare - ich bin immer noch sprachlos! Auf der Weide in einem kleinen 300 Seelendorf bat mich die Gastgeberin Zofia in gutem Deutsch in ihr Haus. Sie arbeite in Deutschland, darum spreche sie deutsch. Wo denn? In Marl! Mir blieb die Sprache weg. Marl bei Recklinghausen? Ja. Da bin ich aufgewachsen, da wohnen meine Eltern... Unfassbar!! Später zeigte sie mir noch Kassenbons aus dem Marler Stern... Wir werden uns in Marl treffen!

Die Welt ist unglaublich klein!!!

Irgendwann schaffe ich es, alle wunderbaren Geschichten richtig aufzuschreiben. Aber jetzt muss ich weiter. Es sind wieder Gewitter angesagt.

Ich bin gespannt, weche Überraschungen die Reise noch für mich hat.

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Plan A

Eben kam der heißersehnte Anruf, noch dazu mit guter Nachricht: Es kann weitergehen!! Ich werde also morgen wieder mit einem Mietwagen zurück nach Lychen fahren, dann geht es am Donnerstag weiter. Was klar ist, dass ich nicht ganz bis Danzig fahren werde, dazu reicht die Zeit nicht mehr. Ich werde mich abholen lassen, die letzten Kilometer mit mehr PS fahren. Aber das macht nichts. Ich freue mich!!!!

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Frust, Bangen und hoffen...

Ein kurzes Update. Die fehlenden Tage werde ich nachtrage. Ich konnte weiterfahren. Alles prima, problemlos und mit schönen Quartieren. Aber nach 695 gefahrenen Kilometern, laut Routenplaner nur 75km vor der Grenze, das (vielleicht??) endgültige AUS. Der Schmied schnitt Bruno zu kurz, mit dem Resultat einer Huflederhautreizung und Lahmheit.

Da ich bei der supernetten Familie Rensch Quartier hatte, konnte ich Bruno für eine gute Woche mit gutem Gewissen dort lassen, und selbst mit einem Mietwagen und natürlich mit Balou nach Olpe fahren. Am Dienstag, den 28. Juni, kommt der Tierarzt noch einmal und wird entscheiden, ob ich meine Tour fortsetzten kann (Plan A), oder mit meinem Campingbus Konrad und Anhänger komme, in diesem Fall schon mit Tissa (meinem Berber) dabei, und so mit mehr PS nach Danzig (Babidol) weiterfahre (Plan B). Daumen drücken!!

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35. Tag

 Das Bein sieht gut aus. Noch nicht ganz super, aber wirklich gut. Es ist noch etwas warm. Aber ich werde weiterfahren. Glück gehabt!!!

Wie schon in vergangenen Tagen übernehmen Astrid und Torsten für mich die Suche nach einem Hufschmied. Es ist noch nicht furchtbar dringend, aber doch zunehmend. Ich kenne schon viele Namen, leider sagen alle ab.

Zu viele Termine, überhaupt kein Rückruf oder leider in Urlaub, das sind die Antworten. Es scheint nicht so viele Hufschmiede hier in der Gegend zu geben. Im Neustädter Raum, da seien mehrere. Das hilft mir leider nicht. Die Suche nach einem Schmied wird mich noch einige Tage begleiten.

 

Astrid ist heute noch einmal meine Fahrerin und fährt mich zu allen Geschäften. Ich möchte noch einmal in die Apotheke um zur Sicherheit neues Beinwell zu kaufen, in einen Fressnapf für Balou, in einen Raiffeisen, denn Brunos Kraftfutter ist nun fast aufgebraucht, außerdem habe ich ja noch den immer stärker werdenden Wunsch nach einem Weidezaungerät, und schließlich und endlich brauche ich einen neuen kleinen Textmarker um die Wege auf den Karten zu markieren und Tesafilm, denn die Sonne hat die LKW-Plane so stark erhitzt, dass meine heiligen Foulkibilder nicht mehr halten.

 

Wir beginnen unsere Shoppingtour mit einem leckeren Frühstück beim Bäcker. Gut gestärkt arbeiten wir nach und nach erfolgreich alle Wünsche ab. Ich bin besonders erleichtert, nun ein stärkeres Weidezaungerät zu haben.

 

Um den Zusammenbau muss ich mich nicht kümmern, das erledigt Thorsten für mich.

 

Noch einmal wandere ich mit Balou durch den schönen Wald.

 

Ich freue mich sehr, dass Astrid ein Quartier in ca. sechs Kilometer Entfernung für mich gefunden hat. Es ist nicht die ganz optimale Richtung, südöstlich statt nordöstlich, aber ein festes Quartier ist mir so wichtig, dass der Rest keine Rolle spielt. Hauptsache, das Bein hält!!

 

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34. tag

 Bruno scheint es besser zu gehen, das ist nicht nur positiv, denn ihm wird langweilig. Ich kann es ihm nicht verdenken: Topfit in bester Kondition, zusätzlich zwangsweise zweimal täglich mit Kraftfutter gefüttert (darunter mische ich seine Medizin, das Equipalazone) und von heute auf morgen ohne Arbeit.

Da kommt auch mein lieber Bruno auf komische Gedanken: Das Gras hinter dem Zaun sieht besser aus, er taucht unten durch. Bisher hatte ich mein kleines Wanderreitzaungerät nicht im Einsatz, aber nun setze ich den Zaun unter Strom. Ohne Erfolg. Es ist zu spät. Nachdem Bruno erfolgreich auf die grünere Seite des Zaunes gelangt ist, kann ihn auch mein kleines Stromgerät nicht abhalten. Wir vergrößern die Weidefläche bis zum Waldweg, aber das ist nicht genug, dort geht er im Galopp durch den Zaun. Vielleicht hat er ihn auch nicht gesehen, denn es ist ganz dünne, kaum sichtbare Litze. Die alten Zaunpfähle liegen danieder. Mist!!

 

Ich mache mir Sorgen um das Bein, denn galoppieren stand noch nicht auf dem Rehabilitationsplan. Wenn er sich jetzt noch ein Eisen abtritt, prost Mahlzeit. In der Schmiedgeschichte sind wir auch noch nicht weiter. Aber meine größte Frage ist: Wie um alles in der Welt soll ich ihn die kommenden Tage auf der Weide halten?? Einen Stall gibt es nicht, außer der beiden Boxen für die Reitponys. Aber die sind jede Nacht belegt. Weiterfahren kann ich noch nicht. Dann käme es vermutlich zum endgültigen AUS.

 

Ganz bezeichnend für dieses Quartier ist, dass ich mit KEINEM Problem alleine da stehe. Nie!!! So einfach und – ich sage mal speziell – die Unterkunft auch ist, aber die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ist unbeschreiblich!!! Zunächst muss Bruno in „Sicherheitsverwahrung“, das heißt in die Box. Es wird nicht täglich gemistet, sondern über gestreut, daher ist die Luft bei diesen Temperaturen recht stickig. Aber das macht jetzt nichts. Astrid und ich beginnen, den Zaun zu restaurieren. Torsten wird angerufen, wann er von der Arbeit da sei, „wir“ müssen den Zaun reparieren. Dann ist die ganze Familie einschließlich dem Sohn Tommy mit Zaunreparatur beschäftigt. Die Stromversorgung für die eignen Weiden und die großen Weideflächen des großen Reit- und Zuchtstalles nebenan wird gekappt, damit Brunos Fläche unter „Starkstrom“ steht. Der wenig sichtbare Zaunteil wird mit vielen gelben Plastikflatterstreifen (aus gelben Müllsäcken gerissen) verziert und somit sichtbar gemacht. Als alles fertig ist, kommt der Test. Bruno ist nur kurze Zeit draußen und nimmt Anlauf: Im Galopp auf seinen letzten Fluchtweg zu. Wir denken alle das gleiche: Oh nein!!!

 

Aber – er sieht die flatternden Müllsackstückchen und – BREMST in einem Sliding Stop! Puh, wir atmen alle auf.

 

Unbewusst steigt in mir der Wunsch nach einem stärkeren Weidezaungerät auf, falls ich weiterfahren kann...

 

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32. + 33. tag

Keine besonderen Vorkommnisse. Ich kühle das Bein, die Schwellung verändert sich. Aber weg ist sie noch lange nicht, das lässt sich auch nicht „Schönreden“.

 Das Wetter ist wunderbar, Balou und ich kennen uns im Wald schon gut aus. Einmal nehme ich die schöne Picknickdecke, das Abschiedsgeschenk meiner Lieblingsklasse, mit und lege mich am Rande einer Lichtung in den Schatten. Die Kiefernkronen sehen von unten betrachtet klasse aus, vor dem blauen Himmel.

 

 Ich bin begeistert, dass Balou trotz Reh und Hase immer bei mir bleibt, allerdings habe ich auch immer ein „Sicherheitsstöckchen“ in der Hand, dass ich nach einem Pfiff werfe. Und das ist für Balou die perfekte Bestätigung. Egal was er gerade tut, wenn ich pfeife kommt er blitzschnell angesaust. Die Vorfreude auf den fliegenden Stock kann man ihm dabei ansehen: Er schaut schon aus der Ferne, wo der Stock denn wohl hinfliegen wird. Das ist soo niedlich! Ich kann mir keinen besseren Begleiter wünschen, er ist einfach supertoll!!

 

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31. tag

Nachdem ich gestern schon einigen lieben Menschen telefonisch mein Leid geklagt habe und dabei mehrfach aussprechen musste, was ich beim ersten Anblick des Beins schon befürchtet habe, ist es mir inzwischen klar: Vielleicht ist meine Tour nach 582km hier in Schönebeck zu ende. Und das soo doof, wegen diesem blöden Weg. Hätte ich doch nicht...

Aber jammern hilft noch immer nicht.

 

Ich entschließe mich, Doro anzurufen, die supernette, äußerst kompetente Tierärztin, der ich voll vertraue, und die mir schon manches Mal telefonisch hervorragend geholfen hat.

Meine Vermutung, dass es die Folge der starken Belastung im tiefen Boden ist, bestätigt Doro. Die Beschreibung der Schwellung passt 100% zu einer solchen extremen Belastung. Immerhin ist das eine Ausnahmesituation, die ich in Zukunft (falls ich weiterfahren kann) vermeiden kann!! Nur noch Asphalt, hieße bei Weiterfahrt meine Devise.

Doro rät zu mindestens einer Woche Pause, bis das Bein nicht mehr warm und nicht mehr geschwollen ist. Eine Woche... zunächst klingt das in meinen Ohren wie eine Ewigkeit!

Die gute Nachricht ist aber, dass solche Verletzungen meist völlig ausheilen und nichts zurückbleibt, wenn man sie auskurieren lässt. Sonst komme es wieder...

Ob ich eine Woche lang hier bleiben kann?

Ja!! Danke!!! Ich bin erleichtert. Es ist eine Chance. Bruno hat eine ordentliche Weide, gegebenenfalls könnte ich – wenn das Gras nicht mehr reicht – mit ihm grasen gehen. Es wächst ja zum Glück überall.

Außerdem soll ich Umschläge mit Beinwell machen und Ruta geben. Astrid sucht mir die Telefonnummer von einer Apotheke heraus, so dass ich die entsprechenden Mittelchen bestellen kann. Nachmittags wird sie mich nach Pritzwalk fahren, damit ich die Medizin abholen kann. Super nett!

Nachdem diese ganz wichtigen Dinge geklärt sind, widme ich mich den weniger wichtigen: Ich möchte mir unbedingt die Haare waschen, da ich hier nicht duschen kann (mir wurde kein Bad, sondern nur eine einfache, funktionstüchtige Toilette gezeigt). Es gibt auch kein Waschbecken, die Hände wasche ich mir in einer mit Schüssel zu bedienenden Spüle in der Küche, hier putze ich mir auch die Zähne. Diese Schüssel scheint mir aber nicht geeignet zum Haare Waschen. So frage ich, ob ich sie mir am Schlauch draußen waschen kann. Nein, statt dessen wird mir eine andere große Schüssel mit warmem Wasser draußen auf einen „Tisch“. Für alle meine Wünsche gibt es eine passende, kreative Lösung. So wasche ich mir die Haare im „Schüttverfahren“, häufig in Marokko erprobt. Es fühlt sich ausgezeichnet an!!

Sonst verbringe ich den Tag mit Bein kühlen, telefonieren und werde zu allen Mahlzeiten ins Haus eingeladen. Das ist prima, denn eine Einkaufsmöglichkeit gibt es erst in über 10km. Auf dem Hof stehen zwei alte Fahrräder. Ob ich mir eins ausleihen könnte? Im Prinzip ja, aber letztendlich scheitert es an einer funktionierenden Luftpumpe. Na ja, macht nichts. Balou und ich können auch zu Fuß durch den wunderschönen Wald wandern. Zeit habe ich ja genügend...

 

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30. tag

 Brunos Bein ist weiterhin dick und deutlich warm, das heißt keine Entwarnung. Ob das das Ende meiner Tour ist? Mit Kühlen, Arnika geben, Hoffen und Bangen vergeht der Tag. Ich werde ganz lieb zu allen Mahlzeiten eingeladen. Das ist einfach total nett!! Sie hoffen und zittern mit mir, erkundigen sich jedes Mal, wenn ich Bruno zum Kühlen auf den Hof hole, ob das Bein schon besser ist. Aber auch abends ist das Bein noch nicht ok. So ist an ein Weiterfahren nicht zu denken. Ich lasse mir schon die Nummer von einem Tierarzt geben, den ich gleich morgen früh anrufen will.

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neunundzwanzigster tag

 Wir sind früh wach und rollen schon um zehn vor sechs vom Hof. Alle schlafen noch. Es war ein gutes Quartier, diesmal ohne „Familienanschluss“, aber trotzdem wunderbar.

In meine durchsichtige Kartentasche habe ich für heute zwei Karten gesteckt. Noch 12km auf der einen, dann „fahren“ wir schon auf der drittletzten Karte auf deutscher Seite. Ganz stimmt es nicht, eigentlich habe ich noch vier, aber die vierte dient nur der besseren Übersicht und ist sozusagen doppelt: es ist meine letzte Karte mit dem komfortablen Maßstab 1:50 000.

Die beiden letzten vor der Grenze sind Radwanderkarten und haben den Maßstab 1:75 000. Damit bin ich auch schon gefahren, und hier ohne Berge geht es auch ganz gut. Lieber mag ich trotzdem die anderen.

 

Bruno geht flott vorwärts und in weniger als zwei Stunden ist die eine Karte „abgearbeitet“. Zügig erreichen wir auch den zweiten Ort auf der neuen Karte. Dann habe ich einen Nebenweg gewählt, der nach ca. 1km wieder groß auf der Karte eingezeichnet ist. Es ist ein gut befestigter, aber nicht asphaltierter Weg. Diese Wege gefallen uns allen gut. Wir sind schon eine ganze Weile auf diesem Weg, als ein umgekippter Baum den Weg versperrt. Er ist aber nicht so groß und lässt sich leicht aus dem Weg ziehen. In kürze müsste ich den größeren Weg erreichen. Dann liegt ein weiterer Baum im Weg. Es ist die Baumkrone, die den Weg versperrt. So kommt zum ersten Mal meine kleine Säge zum Einsatz. Es dauert nicht lange, und der Weg ist wieder frei. Meine treuen Wegbegleiter stehen währenddessen ganz brav und warten. Sie sind sooo toll!!!

 

Es ist vermutlich der Übergang zu dem „größeren“ Weg, der auf der Karte genauso eingezeichnet ist, wie alle normalen kleinen Straßen, die zwei Dörfer verbinden, der sehr ausgefahren und tief ist. Bruno kämpft sich ohne zu klagen hindurch und der tiefe Boden ist vorbei. Doch dann ist der Weg ganz schön zugewachsen. Ich habe Mitleid mit der Plane. Laut streichen die Äste daran vorbei. Sicher ist es für Bruno anstrengend, den Planwagen gegen den Widerstand der Büsche und Bäume zu ziehen. Er ist soooo großartig!!! Dann wird der Weg zu einer unbeschreiblichen Katastrophe. Ich bin sozusagen im Dschungel, drehen unmöglich, trotz bestem Pferdchen und rangierfreudigem Wagen. Ich steige ab und prüfe, ob ich nach rechts oder links auf die Maisfelder ausweichen kann. Das ist keine gute Lösung, aber ich stecke richtig fest. Der Übergang zum Maisfeld nach links ist abenteuerlich, aber mit gutem Pferd und geländegängigem Wagen – und Bruno sowie mein Planwagen sind nicht nur gut sondern großartig – sicher zu meistern. Mit doppelt schlechtem Gewissen (Bruno und dem Landwirt gegenüber) fahren wir eine Zeit über das Maisfeld. Wann immer möglich, wechseln wir zurück auf den „Weg“. Das ist allerdings immer abenteuerlich und sehr anstrengend für meinen lieben Bruno. Er hat für heute wieder eine eins mit der maximalen Anzahl von Sternchen verdient, die überhaupt nur möglich sind!!

 

Wenn wir über den Acker fahren, sagt er oft, es ist zu anstrengend und trabt oder galoppiert, damit der im tiefen Boden schwere Planwagen besser rollt.

 

Dann, endlich, ist es geschafft. Die Zivilisation hat uns wieder. Von dieser Seite wäre ich niemals auf die Idee gekommen, diesen Weg zu nehmen. Selbst als Reiter, ohne Kutsche, wäre er nicht attraktiv, weil er soo zugewachsen ist. Ich bin Bruno seeehr dankbar, dass er das sooooo brav gemacht hat!!

 

Nun kommen wir nach Kehrberg. In den Dörfern davor habe ich schon auf Plakaten gelesen, dass dort an diesem Wochenende die 680 Jahrfeier ist. Von Weitem höre ich einen Spielmannszug, ähnlich wie auf Schützenfesten. Mein lieber Bruno mag sie nicht so sehr, ich habe ihn nie daran gewöhnt und so findet er die Musik einfach zum Fürchten. An den Straßenrändern sitzen und stehen links und rechts viele Menschen. Ein Umzug mit vielen alten Trabbis ist noch in vollem Gange. Ich traue mich nicht weiter zu fahren und beobachte das Geschehen aus der Ferne. Ein Feuerwehrfahrzeug steht in unserer Nähe. Ich frage den Feuerwehrmann, ob es einen anderen Weg durch das Dorf gibt. Nein, nur die eine Straße, aber es dauere nicht mehr so lange, der größte Teil des Umzugs sei schon vorbei. Andere Leute bei mir fragen, woher ich komme und wohin ich möchte. Beeindruckt von der großen Tour bringt mir eine junge Frau zwei Brötchen und ein großes, frisches Brot. Für die lange Reise... Wieder einmal total nett!!

 

Dann ist der Umzug vorbei, die Musik hat aufgehört, durch das Mikro wird noch per Lautsprecher gesprochen. Während ich näher fahre, bitte ich mehrfach: Kein Mikro bitte! Das Mikro verstummt. Als ich schon vorbei bin, höre ich mit Flüsterstimme durch den Lautsprecher: Ich muss ganz leise sprechen, damit das Pferd sich nicht erschreckt. Ganz knuffig! Wir sind schon weit genug weg, Bruno macht es nichts mehr aus.

 

Einige Leute haben mich gefragt, ob ich nicht bleiben möchte und mitfeiern, aber da alle Einwohner ausnahmslos am Fest teilnehmen und niemand zu Hause ist, wäre die Quartiersuche wenig erfolgreich.

 

Wir fahren an vielen liebevoll gestalteten Skulpturen o.ä. aus vergangener Zeit vorbei. Sie sind hübsch anzusehen, die Leute haben sich wirklich Mühe gegeben. Vor fast jedem Haus ist etwas zu bewundern.

 

Im nächsten Ort Schönebeck möchte ich eine lange Rast machen, um dann am späten Nachmittag vielleicht noch wenige Kilometer weiter zu fahren. Ein Autofahrer spricht mich auf mein „schönes Gespann“ an. Ich nutze die Gelegenheit und frage, wo ich denn wohl auf einer Wiese Pause machen könne und einen Eimer Wasser für das Pferd bekomme. Er habe auch Pferde, ich solle zu ihm fahren. Eine kurze Wegbeschreibung folgt. Sie war so schnell daher gesagt, so dass ich unterwegs noch einmal nachfragen muss. Dann habe ich die richtige „Einflugschneise“ gefunden und werde schon von seiner Frau erwartet. Sie leben am Wald, auf dem Gelände laufen Gänse, Hühner und Enten in allen Größen herum. Dazu drei Dackel, offensichtlich in drei Generationen. Ein Kälbchen ist auf der Wiese angepflockt und Schweine grunzen im Stall. Auf einer Wiese laufen ihre beiden sehr schicken Reitponys. Sie sehen mit den edlen Köpfchen mit Stern, der langen Wuschelmähne und dem glänzenden lackschwarzen Fell aus wie Black Beauty in klein.

 

Bruno darf aus einer großen Wassertonne trinken, anschließend bringe ich ihn in den Stall. Er bekommt Heu, aber ich bin nicht ganz glücklich, denn der Stall wird nicht täglich gemistet und die Luft ist etwas stickig. So darf ich gerne ein großes Stück Wiese abtrennen, in der Nähe des Kälbchens. Das ist prima, das Gras steht hoch.

 

Ich werde ins Haus zum Mittagessen eingeladen. Astrid und Torsten sind sehr nett und überlegen, wo ich denn heute Abend ein Quartier finden könnte. Mehrere Möglichkeiten werden diskutiert, aber ich möchte nicht mehr weit fahren, höchstens noch eine Stunde. Astrid bietet mir an, sonst doch einfach zu bleiben. Ich schaue noch einmal zu Bruno. Oh Schreck, sein linkes Vorderbein ist dick und warm. Er geht aber klar; lahmt nicht. So ein Mist!!! Das war sicher der tiefe Boden im „Dschungel“. Es ist nicht die tiefe Beugesehne, sondern vorne der untere Teil des Röhrbeins, der dick ist. Und ausstrahlend seitlich das Fesselgelenk, das ist auch dick. Heute geht es nicht mehr weiter, das ist klar. Ich frage vorsichtig, ob wir auch zwei Tage Asyl bekommen können? Ja, natürlich! DANKE!!!!!

 

Ich mache mir große Sorgen und Vorwürfe, aber das hilft ja alles nichts. Natürlich ist Samstag, da ist es auch mit Tierärzten nicht so toll. Und ein Notfall ist das auch nicht, zumal Bruno – zumindest bis jetzt – keine Lahmheit zeigt.

 

Ich entscheide mich zu Kühlen und Equipalazone zu geben, das wirkt entzündungshemmend, somit auch abschwellend und schmerzlindernd. Wenn es morgen nicht besser ist, werde ich am Montag einen Tierarzt zu Rate ziehen.

 

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achtundzwanzigster tag

 

In der Nacht hat es nicht mehr geregnet und es sind auch keine schweren Gewitter angesagt, trotzdem möchte ich früh los. Wer weiß, wie früh die ungeliebten Bremsen aufstehen...

Auch wenn mein Bauch noch voll ist und mein Kopf sich nicht soo gut anfühlt, komme ich um ein üppiges Frühstück nicht herum. Ich brauche doch Kraft für meine Reise, heißt es. Alles ganz ganz lieb gemeint. Drei gekochte Eier von den eigenen Hühnern bekomme ich noch eingepackt.

 

Wieder einmal ist es ein sehr herzlicher Abschied. Um Punkt acht rollen wir vom Hof.

 

Der Weg ist gut, meine Tagesetappe vorgeplant. Nur wenige Kilometer vor dem Ziel sehe ich ein Schild „Reitershop“. Nach kurzem Überlegen folge ich ihm. Da die Bremsen schon so früh da sind, werde ich die Ekzemerdecke noch oft brauchen. Aber es ist ein altes Modell, bei starker Beanspruchung befürchte ich früher oder später eine „Materialermüdung“... darum liebäugele ich mit dem Gedanken, eine zweite zu kaufen. Und dieses Schild ist doch sicher fast so etwas wie ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich folge dem Schild und stehe nach einigen Kurven und vielleicht 500m vor dem Geschäft. Eine Frau kommt heraus und fragt, was ich möchte. Leider gibt es keine Ekzemerdecke, nur Fliegendecken. Ich lasse sie mir zeigen. So gut gefallen sie mir nicht, trotzdem nehme ich eine leichte silberfarbene mit Halsteil in Größe 155. Sie ist nicht sehr teuer und bestimmt viel besser als keine Decke. Ob sie passt, probiere ich nicht aus, denn sooo kooperativ scheint die Verkäuferin nicht. Vielleicht tue ich ihr aber auch Unrecht. Es war ja nett, dass sie mir alles auf dem Kutschbock präsentierte und ich auch von dort „oben“ mit Karte zahlen konnte.

 

Wir kehren auf unsere Route zurück und sind ohne besondere Vorkommnisse um zwölf am Ziel. Die Bremsen waren etwas lästig, aber keine Katastrophe.

 

Die Wegbeschreibung zum Hof ist gut: Nach der roten Kutsche durch das Tor auf den Hof mit den blauen Scheunentüren fahren. Der Innenhof ist hübsch. Wie erwartet ist niemand da, aber Dank der guten Beschreibungen und Erklärungen finde ich Anbindeplatz, Wasser um Bruno abzuwaschen und die vorbereitete Box. Es ist eine sehr große, kühle Box in der Scheune mit Tür zum Innenhof. Bruno scheint sie zu gefallen, er macht sich direkt über das Heu her und ist sicher dankbar, den lästigen Bremsen entkommen zu sein. Ich erkunde nur noch die Toilette und sonst gar nichts mehr. Der Planwagen steht im Schatten, weil ich vorne die Plane nicht geschlossen habe weht ein angenehmer Wind; es ist nicht furchtbar warm. Meinen Kopf merke ich jetzt in Ruhe besonders und an Essen mag ich gar nicht denken. Balou und ich machen Pause. Wir tun einfach überhaupt NIX und ich werde einige Zeit keinen Alkohol anrühren! Dabei war es nur leckerer Sekt.

 

Später, als Gabi, die Hofbesitzerin kommt, stelle ich Bruno auf die Wiese. Inzwischen ist es nicht mehr so warm. Balou springt begeistert durch den Teich. Zum Schwimmen ist er zu flach, aber es scheint trotzdem großen Spaß zu machen. Wir gehen früh ins Bett und morgen werde ich versuchen, schon um sieben zu starten.

 

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siebenundzwanzigster tag

Das mit der Wettervorhersage scheint nicht so richtig zuzutreffen. Meinen Plan, nach dem Gewitter um acht zu starten, kann ich nicht einhalten, denn es gibt kein Gewitter um acht. Es ist nur eine kurze Etappe, gegen neun starte ich. Nächste Gewitter sind angesagt, so lange sollte ich nicht warten.

Von Norbert bekomme ich noch ganz lieb eine Adresse mit Telefonnummer für den folgenden Tag. Das ist mir wegen des Wetters ganz recht, falls es zu doof mit den Bremsen sein sollte, habe ich einen Unterschlupf sogar mit Stall. Außerdem kann ich eintrudeln, wann ich möchte, das ist prima. Aber heute ist erst einmal die Brücke dran.

 

Nur kurz nachdem ich losfahre, beginnt es zu regnen. Kurz denke ich über ein Umkehren nach, aber da habe ich auch weder Stall noch Unterstand. Also entscheide ich mich für die Weiterfahrt. Der Weg ist extrem schön, neben oder auf dem Elbedamm. Leider gesellt sich zu dem Regen auch Blitz und Donner. Mist, keine Unterstellmöglichkeit weit und breit. Teilweise könnte ich an den Waldrand fahren, das erscheint mir aber auch nicht sehr verlockend. So fahren wir weiter. Bruno ist etwas besorgt mit dem Gewitter und möchte lieber schneller laufen. Er darf traben, bleibt ganz brav. So ein tolles Pferdchen!!

 

Begleitet von Regen, Blitz und Donner verlassen wir den Damm und erreichen die „Zivilisation“. In welchem der Häuser können wir uns wohl unterstellen?

 

In einem Garten ist eine Frau. Ich frage sie nach einer Unterstellmöglichkeit. Ja, dort im Unterstand, sie muss nur jetzt zur Arbeit. Klasse! Der Unterstand ist wie für uns gemacht, es gibt sogar drei Rundballen Heu, woraus ich ein wenig zupfe und Bruno damit füttere. Zuerst lasse ich ihn angespannt, als es nicht aufhören will, spanne ich doch aus.

 

Irgendwann lässt der Regen nach und auch das Donnern.

 

Wir fahren weiter. Die Brücke ist schnell erreicht, sie war ja schon in Sichtweite. Der Verkehr ist mäßig, es ist völlig unproblematisch. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es hier deutlich weniger Verkehr gibt als noch in NRW oder Niedersachsen. Natürlich bin ich auch nicht in großen Städten, aber die habe ich auch zu beginn meiner Reise gemieden.

 

Hinter der Brücke finde ich den Ort, wo auf der Karte der Reitstall eingezeichnet ist.

 

Ich fahre durch Pferdeweiden auf den Hof und stelle meine übliche Frage. Zwei Männer sind dort, es ist ein Sägewerk. Die Reaktion ist zunächst sehr zögernd und ablehnend. Dann kommen zwei Frauen (Mutter und erwachsene Tochter) dazu, die eindeutig dafür sind, dass ich bleiben kann. Die Mutter ist bei meiner Geschichte sogar zu Tränen gerührt. So haben wir Glück und können doch bleiben. Ich bin erleichtert, weil ich zumindest heute unterwegs auf keinen Fall mehr ein Gewitter haben möchte.

 

Bruno darf hinter den Hof auf eine riesig große Schafwiese. Es sind besondere Schafe, keine Wollrasse. Sie verlieren ihre Wolle von allein und haben dann erst einmal ein glänzendes kurzes Fell wie Ziegen.

 

Bruno erkundet die riesige Wiese, Balou und ich machen erst einmal Pause im Planwagen. Ich kündige uns telefonisch verbindlich bei unserer nächsten Unterkunft an. Dann kommen Mutter und Tochter mit einem großen Teller Mittagessen für mich und einer ganzen Packung Fleisch für Hunde für Balou. Das ist doch wieder total lieb!!

 

Kaum haben wir aufgegessen, rollt das nächste Gewitter mit starkem Platzregen an. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, die Plane vorne zuzumachen. Der Regen prasselt auf das Dach. Ich bin immer wieder sehr glücklich über die Qualität des Planwagens und mache mir keine Sorgen, ob er auch dicht ist. Die Schafe auf der Weide hingegen sind sichtbar besorgt und galoppieren über die Wiese. Bruno – ganz solidarisch – macht mit. Darüber bin ich wiederum besorgt, denn ich habe Angst, dass er sich die Beschläge abtritt. Die Schafe beenden ihre Galopptour im Stall, Bruno – noch mit allen vier Beschlägen – im Schutz einer Baumgruppe. Alles gut!

 

Als der Regenguss vorbei ist, bekomme ich einen Cappuccino gebracht. Wirklich nett!

 

Mir wird der Teich auf der Weide gezeigt und der Weg zur Elbe beschrieben. Es ist wieder strahlender Sonnenschein, Balou und ich machen uns auf den Weg zur Elbe. Natürlich nicht, ohne vorher noch im Teich zu schwimmen... (Balou, ich nicht ;-))

 

Die Elbe ist auch von dieser Seite wunderschön. Balou schwimmt und schwimmt und schwimmt. Er ist wirklich ein Wasserhund!! Wir genießen eine ganze Weile die tolle Landschaft und kehren erst recht spät zurück.

 

Bruno hat die verschiedenen Teile der Wiese längst erkundet und ist ebenfalls sichtlich zufrieden. Das Futterangebot ist auch mehr als ausreichend, und er liebt große Weiden, auf denen er zusätzlich zu den „Arbeitskilometern“ vor der Kutsche auch noch viele freiwillige „Freizeitkilometer“ zurücklegt.

 

Nach dem gemeinsamen Abendessen sitzen wir noch lange zusammen und erzählen. Dabei wird mein Glas immer wieder gefüllt und am Schluss habe ich schon den Eindruck, doppelt zu sehen. Nein, soo viel wie auf dieser Tour habe ich – außer in Polen – ewig nicht getrunken. Ich sehe es als „Übung“ für demnächst, wenn ich in Polen bin. Aber es war wieder ein sehr schöner Abend!

 

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sechsundzwanzigster Tag

Der Wecker klingelt schon um sechs. Vor dem Frühstück möchte ich packen, Stall und Weide säubern. Außerdem soll Bruno noch etwas grasen, bevor es losgeht.

Bis ich damit fertig bin, haben meine netten Hundesitter schon im Büro ihren Dienst angetreten und nehmen Balou gerne während ich dusche.

Die Tür muss dabei weit offen stehen und er möchte immer gestreichelt werden, haben sie herausgefunden. So finde ich nach dem Duschen ein entspanntes Trio vor. Ob die Arbeit dabei etwas zu kurz gekommen ist, frage ich nicht.

Das Frühstück ist wieder köstlich. Diesmal habe ich Gesellschaft von vier Radfahrern. Wir sprechen auch über das Wetter. Einer ist Physiker und hat mal Tests gemacht, wie gefährlich Gewitter für Vieh ist. Eigentlich will ich es gar nicht so genau wissen, dass man sich besser unterstellt, ist mir schon klar. Aber ich komme um eine detaillierte Beschreibung und Erklärung nicht herum. Der Gedanke an ein mögliches Gewitter unterwegs wird dabei nicht angenehmer...

Auf meiner Weiterfahrt steht als nächste „Hürde“ die Elbüberquerung an. Auf der ganzen Landkarte gibt es nur eine einzige Brücke, die in Wittenberge. Es ist eine sehr lange Brücke und eine Bundesstraße. Sonst gibt es noch einige Fähren und eine Eisenbahnbrücke. Aber Bruno ist ja brav, so mache ich mir keine Sorgen. Trotzdem werde ich versuchen, nicht gerade im Berufsverkehr darüber zu fahren, sondern lieber am späten Vormittag. Das heißt, mein Tagesziel ist Wahrenburg an der Elbe, wenige Kilometer vor der Brücke.

Es ist wieder ein sehr warmer Tag und – oh Schreck – die Bremsen sind da. Auf den letzten Kilometern vor Wahrenburg ist Bruno ziemlich genervt und möchte immer wieder antraben. Dabei ist es schwül, sicher gibt es bald Regen oder ein Gewitter. Im Trab kommen wir schnell voran, aber Bruno schwitzt, was die lästigen Viecher noch mehr anzieht. In Wahrenburg sehe ich keine Pferde, muss also fragen. Beim dritten Anlauf können wir bleiben. Es ist der Elbehof, der Fremdenzimmer vermietet und auch ein hübsches kleines Restaurant/Café direkt auf dem Elbedamm hat.

Es gibt keine Pferdeweide, aber ich darf mir etwas Wiese abtrennen und auch später umstecken, falls es nicht reicht. Alles super nett. Aber ich bin besonders froh, dass ich überhaupt stoppen kann. Vielleicht muss ich meinen Rhythmus verändern und zukünftig ganz früh morgens losfahren. Nur morgen wird das nicht gehen, denn bei Berufsverkehr möchte ich nicht über die Brücke.

An einer Regentonne wasche ich Bruno ab und beginne, den Zaun aufzubauen. Als ich damit fertig bin, haben wir alle geduscht: Es regnet wie aus Eimern, donnert und blitzt. Wie schön, dass mein lieber Planwagen dicht ist!!

Nach einer Weile ist der Spuk vorbei. Balou und ich machen einen Erkundungsgang an die Elbe. Es ist wunderschön!

 

In Wahrenburg gibt es viele Störche. Natürlich muss ich einen Horst für Mutti fotografieren, die Störche immer die Vögel ihrer Kindheit nennt.

 

 

Ganz niedlich finde ich das Interview mit der Elbe, was man hier lesen kann.

 

 

Dann gönne ich mir im hübschen Restaurant einen Pfannkuchen mit Pilzen. Hunde dürfen nicht herein, darum setze ich mich nach draußen. Die Holzbänke sind nur noch etwas feucht, es ist weiterhin warm.

 

Als ich zurückkomme, zeigt Norbert mir noch die super coole Solardusche und das niedliche Plumpsklo.

 

 

Unter dem Café gibt es aber auch eine normale Toilette.

 

Was ganz witzig ist, am Wochenende war hier die Frau mit Pferd und Agrargeräten, die auch an die polnische Grenze fährt und von der ich immer mal gehört habe. Sie ist aber nicht so weit gefahren, sondern angeblich in der Altmark gestartet. Sie hat die Brücke am Sonntag extra in Begleitung überquert, aber ihr Pferd scheint nach den Beschreibungen nicht so sicher oder erfahren zu sein. Drehen auf der Stelle sei auch nicht möglich. Aber vielleicht liegt das auch am Wagen.

 

Für morgen sind schon wieder Gewitter angesagt. Noch ein paar Tage, dann hört es laut meiner App endlich auf. So kann ich wieder nur eine kurze Etappe fahren. Direkt hinter der Elbe ist ein Reitstall auf meiner Karte eingezeichnet. Das wäre unter diesen Umständen ein gutes Ziel. Denn falls es gewittert, finde ich in Wittenberge selbst sicher keine Unterstellmöglichkeit. Jule versucht, die Telefonnummer der Reitanlage herauszufinden. Leider ohne Erfolg. Schade aber schad' nix, so mache ich es eben wie gewohnt auf gut Glück.

 

Bevor ich schlafen gehe, stecke ich ein neues Stück Wiese für Bruno ab.

 

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fünfundzwanzigster tag

 

Vor dem Frühstück darf Bruno schon raus, ich miste noch schnell den Stall aus. Da Hunde zwar im Haus gern gesehene Gäste sind, vor den Badezimmern jedoch ein Schild steht, Hunde warten draußen, bitte ich die netten Menschen im Büro, ob sie Hundesitten können, während ich dusche. Ja gerne, lautet die freundliche Antwort.

 

Er wird sogar mit Hundekeksen verwöhnt und sieht ganz zufrieden aus, als ich ihn abhole.

 

Das Frühstück ist unbeschreiblich. Ich frage lachend, wer denn noch alles eingeladen ist?

 

Da alles so perfekt ist, gibt es sicherlich auch eine Waschmaschine... Ja, natürlich. Sogar mit Waschdienst. Ich gebe die Wäsche nur ab. So ein Superservice!!

 

Frisch gestärkt, die Wäsche in Auftrag gegeben, darf ich mir ein Fahrrad leihen. Ich möchte mir die Pferdeschwämme anschauen an deren Hinweisschild ich gestern vorbeigefahren bin, mit Balou baden gehen und noch einkaufen.

 

Das Wetter ist ausgezeichnet. Es ist angenehm warm und soll erst am Nachmittag gewittern. Zielsicher suche ich mir das wahrscheinlich einzige Rad aus, bei dem die Gangschaltung kaputt ist. Es fährt immer im schwersten Gang. Aber wir sind ja nicht im Sauerland, denke ich mir, und fahre weiter. Die Hügelchen bergauf muss ich im Stehen fahren, aber immerhin nicht schieben. Und eigentlich geht es meistens bergab, alles bestens.

 

Balou ist begeistert von der Pferdeschwämme.

 

 

Aus dem hohen Schilf zaubert er einen dicken ganz langen Ast hervor, den er um den ganzen See trägt. Ich bin versucht, auch hier schon zu baden, denn das Wasser sieht verlockend aus. Allerdings ist der Einstieg recht schlammig, da käme ich im Leben nicht sauber wieder heraus. So verkneife ich es mir und warte auf die nächste Badestelle.

 

Der See ist ganz schön groß. Ich habe auf der Karte abgeschätzt, dass es ca. 12km sein müssten. Eigentlich habe ich alle Zeit der Welt, aber ich möchte vor dem Gewitter zurück sein, oder wenigstens eine gute Möglichkeit zum Unterstellen haben. Bruno habe ich vorsorglich in seine schöne Paddockbox mit einem vollen Heunetz gestellt. Er ist also gut versorgt.

 

Balou darf an fast allen möglichen Stellen ins Wasser. Er ist total begeistert! An einigen Stellen gehören die Uferabschnitte zu wunderschönen, ganz unterschiedlich gebauten Wochenendhäusern. Dann läuft er brav an der Leine am Rad. Es ist sooo schön, dass er so unkompliziert mit anderen Hunden ist. Egal wer ihn ankläfft, er fiepst nur freundlich und sagt, schön dass du da bist, wollen wir spielen? Auch, wenn andere hinter dem Zaun ihn am liebsten „fressen“ möchten.

 

Dann habe ich unsere Badestelle entdeckt. Drei Leute sind im Wasser und spielen Volleyball. Balou ist sehr interessiert an dem Ball, so dass ich ihn lieber mit seinem Stöckchen beschäftige. Aber die drei im Wasser sind gelassen und freuen sich an Balous Begeisterung. Das Wasser ist richtig schön warm, wie ich es sonst nur im Juli oder August erwartet, heute ist ja erst der einunddreißigste Mai. Wir schwimmen ein ganzes Stück hinaus. Es ist wunderschön!

 

Ein weiteres Pärchen ist gekommen und überlegt noch, ob sie sich ins Wasser wagen sollen. Wir kommen ins Gespräch und sind uns einig, dass dies ein sehr schönes Fleckchen Erde ist. Dann erzählt die Frau, dass sie gehört habe, dass der Biggesee ähnlich schön sein soll... Ich traue meinen Ohren kaum und kann gerade noch sagen, dass ich in Olpe wohne... Wieder ist die Welt so winzig. Sie haben sich erkundigt, und Olpe, Attendorn und Finnentrop soll auch so schön sein! Besonders sprachlos bin ich, weil schon seit einiger Zeit eigentlich niemand mehr Dülmen kennt. Natürlich, Dülmen liegt ja auch schon 504 gefahrene Kilometer hinter uns. Mir sind die ganzen Orte hier „im Osten“ ja auch unbekannt. Aber dass der Biggesee plötzlich sooo bekannt ist!

 

Wir fahren weiter ins Örtchen Arendsee zum Einkaufen. Getränke, nochmal Hundefutter, Möhren und Äpfel stehen auf der nicht geschriebenen Einkaufsliste.

 

Als wir zurückkommen, steht Bruno noch ganz zufrieden im Stall. Das Heunetz ist leer, ich werde es für die Nacht wieder füllen. Aber jetzt darf er erst einmal auf die Wiese.

 

Nachdem ich noch ein wenig geschrieben habe, will ich das Internet nutzen. Im Flur sei guter Empfang. So setze ich mich auf einen gemütlichen Stuhl und habe wirklich besten Empfang. Aber bevor ich mich an die Hompage mache, versuche ich Kasia in Polen per Skype zu erreichen. Wir sprechen lange, bis es schon längst dunkel ist. Immer wieder bediene ich den Lichtschalter, der nach vielleicht 2 Minuten von allein wieder aus geht. Wenn ich ihn nicht bediene, sieht Kasia nur „schwarz“. Ich freue mich sehr, sie bald wieder zu sehen, möchte den Weg aber nicht verkürzen, denn es ist wunderbar, so unterwegs zu sein.

 

Um kurz nach eins habe ich alle geschriebenen Texte hochgeladen. Allerdings ist dabei irgendetwas „passiert“. Ich schaffe es nicht, einen doppelten Abschnitt am 19. Tag zu löschen und beim Bedienen kommt etwas anderes als vorher. Ich werde Petra um Hilfe bitten. Aber nicht mehr heute.

 

 

 

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vierundzwanzigster Tag

 

 

 

Heute werde ich zum Arendsee fahren. Dort möchte ich zwei Nächte bleiben, damit Balou und ich Zeit zum Schwimmen haben. Den Weg hat Holger mir auf der Karte eingezeichnet, es wird ein schöne Strecke!

Nach leckerem Frühstück und herzlichem Abschied geht es los. Es war wieder einmal ein ganz wunderbares Quartier bei einer ganz lieben Familie. Dankeschön!!

 

 

 

Die Fahrt ist unkompliziert auf zum Teil asphaltierten Wegen. Es begegnet uns nur sehr selten mal ein Auto oder ein Radfahrer. Die wenigen, die uns begegnen, fahren ganz besonders rücksichtsvoll. Ein Autofahrer hält an und fragt, ob ich sein Pferd nicht auch einfahren möchte? Nein... Als ich erzähle, dass ich zum Arendsee möchte, weiß er, wo ich hin möchte. Interessant, ich weiß es nämlich noch nicht. Er nennt mir ein „Pferdehotel“. Das klingt ausgezeichnet, das werde ich ansteuern. Somit ist auch klar, in welches Dorf am Arendsee möchte.

 

Der letzte Kilometer ist ein Sandweg. Wenn ich gewusst hätte, wie tief der Sand ist, wäre ich lieber den Umweg über die Straße gefahren. Aber in dem Sand drehen und wieder zurück, zumal ich schon einige Meter gefahren bin, als ich bemerke, dass es nicht besser wird, finde ich für Bruno auch nicht schön. So kämpft er sich mit einigen Pausen durch den tiefen Sand. Braver Bruno!!

 

Dann ist es geschafft. Der Wald hört auf, ich kann Wiesen sehen. Allerdings fahre ich einmal außen herum, denn ich möchte Bruno den Weg über die Wiese ersparen, zumal ich nicht weiß, ob die Tore offen sind.

 

Es ist eine echte Wanderreiterstation. Ich werde sehr nett empfangen. Den Planwagen stelle ich auf einen hübschen Trailplatz mit vielen schönen Trailhindernissen. Wenn Bruno nicht so viel arbeiten würde, hätte ich Spaß, einmal durch die Hindernisse zu reiten. Aber das ist indiskutabel, Bruno hat frei. Er nimmt zuerst ein Sandbad auf dem Reitplatz und wird anschließend geduscht. Da Bruno der einzige Pferdegast ist, darf ich mir eine Box für ihn aussuchen. Sie haben alle ein großes Paddock dabei, eines davon mit vielen Kiefern, so dass dort immer auch Schatten ist. Hier darf Bruno einziehen. Ich bekomme gezeigt, wo ich Heu nehmen kann und wo Wasser ist. Alles super!! Bei so viel Komfort beschließe ich, zwei Nächte zu bleiben und stecke ich ihm noch ein schönes Stück Wiese ab.

 

Für mich bestelle ich Frühstück um halb neun. Luxus!!

 

Nach einem ruhigen Abend mit etwas Frisbeespiel gehen wir früh ins Bett. Bruno ist mit seinem Quartier sichtlich zufrieden.

 

 

 

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dreiundzwanzigster Tag

 Heute Nacht war es sooo warm, dass ich erstmals auf meinen Schlaf-Fleece-Kaputzenpulli und den Schlafsack verzichtet habe. Nur mit der normalen Zudecke war es ausgezeichnet. Das Wetter beunruhigt mich etwas. Es ist grau und grummelt.

 

Für den Nachmittag sind schwere Gewitter angesagt. Ob ich es wie geplant durch Salzwedel schaffe, bevor es gewittert? Auf jeden Fall gibt es am Ortseingang einen Reitstall, dort könnte ich sicher Unterschlupf finden, wenn es richtig ekelig wird.

 

Um neun gibt es erst einmal Frühstück in der Großfamilie. Leider ist Nicole nicht mehr dabei, denn sie hatte Nachtschicht und schläft jetzt.

 

Gut gestärkt verwandle ich wie jeden Tag mein Schlafzimmer wieder in ein Reisezimmer. Es ist schon Routine.

 

Anschließend bekomme ich Hilfe beim Verschnallen von Brunos Hintergeschirr. Sein Popo ist deutlich runder geworden, so dass das Hintergeschirr nicht mehr perfekt passt. An manchen Stellen sind schon einige Haare abgebrochen. Allein ist es immer etwas schwierig, so bin ich froh, dass ich Hilfe habe. Nicoles Papa fährt seine Kaltblüter ja auch mit Sieltecgeschirr und ist daher „Profi“.

 

Nach kurzer Zeit sitzt alles wieder wie angegossen.

 

Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Es war ein tolles Quartier, eine ganz nette Familie. Dankeschön!!

 

Das Grummeln vom Himmel hat aufgehört, manchmal schaut sogar die Sonne heraus. Es dauert nicht lange bis Salzwedel. Nach knapp zwei Stunden bin ich da. Durch die Stadt fahre ich nach Kompass bzw. Sonnenlicht, das klappt ganz gut. Dann habe ich Salzwedel hinter mir gelassen und kann auf schönen Wegen noch einige Kilometer Richtung Arendsee fahren.

 

In Riebau möchte ich Quartier machen. Pferde sind nicht zu sehen, aber gleich im ersten Garten sind Menschen, die ich fragen kann. Sie erklären mir, wo Pferdebesitzer wohnen. Auf dem Weg dorthin sehe ich dicke Schimmel. Percheron? Ich bin mir nicht sicher. Vor dem Hof der Pferdebesitzer ist eine riesige Wiese mit viel Federvieh und zwei sehr großen Hunden. Welche Rasse kann ich nicht sagen, aber sicher irgendwelche Herdenschutzhunde. Denen möchte ich nicht ohne Zaun begegnen!!

 

Ich klingel im Hof, alles gut, mein Quartier steht fest. Bruno ist etwas verschwitzt, denn es ist warm. Ich spritze ihn ab. Anschließend darf er zum Federvieh und den Hunden. Wenn Holger dabei ist, kann auch ich gefahrlos auf die Wiese. Aber bitte nicht allein! Die Wiese ist riesig, das Gras schön. Bruno scheint es gut zu gefallen.

 

 

Da für die Nacht schwere Gewitter angesagt sind, kommt der Planwagen unter Dach. Mal wieder Luxus! Ich werde zum Abendessen eingeladen, Balou muss aber beim Planwagen warten. Er ist sehr ungehalten darüber!!

 

Zwei der Schimmel, die ich auf der Weide gesehen habe, sind wirklich Percheron, der dritte ein Belgier. Von weitem wirken sie riesig, aber sie sind mit gerade 1,60-1,62m kaum größer als Tissa, aber doppelt so breit! Auf Fotos vor dem Wagen machen sie richtig was her!

 

Seit zwei Tagen zickt mein Smartphone. Immer, wenn ich telefonieren möchte und wähle, gehen die vorher vorhandenen Balken weg und es kann nicht wählen. Das ist sehr ärgerlich! Aber zum Glück habe ich noch mein liebes treues altes Handy, das nicht zickt, sondern brav seinen Dienst tut. Bei dem Zickenalarm des Smartphones bin ich völlig hilflos. So frage ich den älteren Sohn Martin, ob er mir helfen kann. Nach fachmännischer „Untersuchung“ stellt sich heraus, dass es wohl neu gestartet werden muss. Oh je, dazu braucht man eine Pin! Ich kann mich gut erinnern, dass die Pin ganz prima einfach ist, weiß aber nicht mehr, wie sie nun heißt...

 

Sehr schlecht!! Meine einzige Rettung kann Marlies sein. Ich rufe sie an und bitte sie, einmal nachzusehen, ob sie die Nummer in einem Stapel auf dem Tisch findet. Da mein Tisch allerdings einige Stapel aufzuweisen hat, braucht Marlies eine ganze Zeit. Ich habe währenddessen das Telefon auf laut und die Kommentare von Marlies lassen uns alle immer wieder laut lachen. Dann sagt sie jedoch, sie dachte, ich wolle ihr zum Geburtstag gratulieren... Oh je, total vergessen!! Schnell stimmen wir zu dritt ein Ständchen an. Und dann findet Marlies den gesuchten Zettel. Super! Die Pin ist wirklich leicht, nun werde ich sie wohl nicht mehr vergessen. Aber das Beste ist, dass nach dem Neustart mein telefon den Streik aufgibt und wieder brav den Dienst aufnimmt. Danke Martin, du bist der Held und Helfer des Tages!!!

 

Später am Abend erzählen wir noch lange draußen im Hof, bis es dunkel wird. Als es zu regen beginnt, verziehen wir uns in die Scheune. Ich bin sehr froh, unter Dach zu stehen. Nur Bruno ist draußen. Aber die Wiese ist soo riesengroß und mit einigen Bäumen zum Unterstellen, ich denke, es geht ihm gut.

 

Der nette Sohn Nils hat Spaß, im Schlafanzug noch durch den warmen Regen zu laufen. Dann heißt es gute Nacht.

 

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zweiundzwanzigster tag

 Für heute bin ich bei Andrea und Manfred zum Frühstück eingeladen. Bruno wird sich wundern, dass nach zwei Kilometern schon wieder Pause ist...

Heute fahren wir nicht allein: Sabrina begleitet mich auf einer hübschen kleinen Stute, die – wie die meisten Gangpferde – seeehr fleißig vorwärts geht, sich aber problemlos an Brunos Schritt anpasst.

 

Auf dem ersten Stück fahren Sabrinas Jungs bei mir im Planwagen mit. Die zwei Kilometerchen vergehen wie im Flug. Wir erzählen auf dem ganzen Weg, dann heißt es leider wieder Abschied nehmen. Danke für alles Sabrina, wieder einmal ist es schade, dass Olpe so weit weg ist!

 Andrea und Manfred erwarten uns schon. Wir fahren an den großen Wiesen vorbei. Dort stehen die niedlichen Huzulen von Andrea und auch ihr schicker Shagya Araberhengst mit „Familie“. Und natürlich Temujin. Manfred geht zu ihm auf die Wiese und die gute Beziehung der beiden ist nicht zu übersehen.

 

Bruno darf auf einer Wiese Pause machen und lässt sich das Gras schmecken. Wir genießen ein köstliches Frühstück mit selbstgemachten Brötchen von Andrea und reden und reden. Irgendwann sagt Manfred zu Andrea: „Jetzt können wir Kathrin auch nicht mehr fahren lassen!“ Für den Nachmittag ist wieder Grillen angesagt. Aber heute in Lindhof.

 

Es ist schon recht spät. So schön es auch ist, so nett die Leute, so verlockend das Angebot, noch zu bleiben, es hilft ja nichts. Ohne Abschied kein neues Ankommen; so eine Tour geht nur mit vielen Abschieden und vielem neuen Ankommen. Ich erkläre den beiden, wie es mir immer geht: Der Abschied fällt schwer, ich möchte bleiben. Aber nach kurzer Zeit auf der Straße ist die Welt wieder in Ordnung, „auf der Straße“ bin ich zu Hause. Manfred bestätigt, dass es ihm immer genauso ging.

 

 

Ein sehr herzlicher Abschied mit dem Versprechen mich zu melden, dann geht es weiter. Ich singe mein Standardlied für diese Momente „Heute hier, morgen dort“ und denke noch lange über die vielen spannenden Geschichten nach.

Das Ziel für heute ist schon klar, bei Menschen mit Norikern. So war es abgesprochen. Allerdings habe ich weder Adresse noch Name oder Telefonnummer. Da war ich wohl etwas verpeilt. Telefonieren geht auch nicht, ich habe keinen Empfang. Als es im vermeintlich richtigen Ort Wallstawe niemanden mit Norikern, wohl aber mit Kaltblütern gibt, bin ich überhaupt nicht mehr sicher. Oder war es doch im anderen Ort mit „W“? Aber es hilft nichts, der andere Ort mit „W“ liegt längst hinter uns. Ich mache mich auf die Suche nach den Menschen mit den Kaltblütern.

 

Alles prima, ich darf bleiben. Bruno bekommt eine schöne Wiese neben den drei eigenen Pferden, die Ponys müssen dafür umziehen. Es wird extra noch ein doppelter Zaun gezogen, damit die Pferde sich nicht ganz begegnen. Und wieder einmal bin ich bei Fahrern gelandet. Das ist mir auf meinen vergangenen Touren nur äußerst selten passiert. Diesmal bin ich – glaube ich – überwiegend bei Fahrern und nicht bei Reitern. Irgendwann werde ich eine „Statistik“ dazu erheben. In der Scheune, wo auch mein Planwagen hineingeschoben wird, steht schon ein Kremser und andere Kutschen. Außerdem Sieltec-Geschirr!

 

Ich habe es wieder ausgesprochen gut getroffen. Nicole und ihre Familie ist supernett, es wird gegrillt, wir reden lange. Nicole erzählt von der unterschiedlichen Bezahlung in „Ost“ und „West“. Ich wusste nicht, wie krass die Unterschiede noch sind. Da ist es verständlich, dass alle versuchen, zur Arbeit nach Niedersachsen zu fahren. Es ist ja noch nicht weit.

 

Von Nicole muss ich mich schon heute Abend verabschieden, denn sie fährt zur Nachtschicht und wird morgen nach der Arbeit, wenn wir frühstücken, schon schlafen.

 

Danke für alles!!

 

 

 

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einundzwanzigster tag

 Wir haben alle gut geschlafen, Bruno hat die Nacht zum Essen genutzt und sieht morgens sehr rund und zufrieden aus. Ich werde noch zum Tee eingeladen, dabei wird viel erzählt. Anschließend werden noch Erinnerungsbilder gemacht, ein herzlicher Abschied, dann hat uns die Straße wieder.

 

 

Heute werde ich „in den Osten“ fahren, d.h., die alten Bundesländer verlassen und nach Sachsen-Anhalt fahren. Erst wenn ich die „Grenze“ überschritten habe, will ich Pause machen. Nach genau achtzehn Kilometern ist es so weit. Das erste Örtchen heißt „Haselhorst“. Ob ich hier ein Plätzchen finde?

 

Mitten im kleinen Dorf, vor einer Hofeinfahrt, gibt es eine eingezäunte Wiese. Das wär' doch schon was!

 

Ich fahre ein Stück in die Hofeinfahrt, eine ältere Frau kommt auf mich zu und ich sage mein „Pausensätzchen“ auf. Ein echtes Quartier möchte ich noch nicht, das Wetter ist prima, Bruno fit und so können wir später ruhig noch etwas weiterziehen.

 

Aber erst muss die Enkelin Sabrina gefragt werden, sie sei aber meist für „so etwas“ offen. So ist es dann auch. Ein ganz offener, lieber Empfang, ich darf für Bruno ein Stück Wiese einzäunen und werde anschließend in den Hof eingeladen.

 

In etwas Entfernung sehe ich Sabrinas Pferde, sie haben keine alltäglichen Farben, eine schöne mittlere Größe und sind eher leicht. Sie erinnern mich stark an die North American Singlefooter, die Pferde, die ich in meinem ersten Sabbat in Kanada kennengelernt und angeritten habe. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Pferde auch von „überm Teich“ kommen.

 

 

So ist es auch. Rocky Mountain Pferde, ebenfalls Gangpferde.

 

Sabrina findet meine Tour sehr gut und muss unbedingt Freundin Andrea aus dem Nachbardorf anrufen, denn dort – nur zwei Kilometer entfernt – steht das Pferd des Weltumreiters Manfred Schulze. Und dann wird alles unwirklich: Manfred Schulze, der einige hundert Kilometer entfernt im Schwarzwald wohnt, ist heute auf dem Weg hierher, um sein Pferd zu besuchen. Ein Treffen beim Grillen wird organisiert, an Weiterfahren ist nicht zu denken. Ich bin ganz aufgeregt und voller Vorfreude auf das Treffen und sicher vielen spannenden Geschichten.

 

 

Während wir schon essen, ist es irgendwann so weit. Andrea und Manfred kommen. Es wird ein unbeschreiblich schöner Abend, mit unbeschreiblich spannenden Geschichten. Und nach diesen Geschichten weiß ich, was mir schon immer klar war: Meine Tour Dülmen-Danzig ist nur „Abenteuer light“, aber so soll es auch sein, damit bin ich äußerst zufrieden.

 

Für diejenigen unter den Lesern, denen der Name Manfred Schulze, der Weltumreiter nicht bekannt ist: Er ist in 4,5 Jahren 17000km mit seinen zwei Pferden um die Welt geritten und hat auch einige Bücher darüber geschrieben. Ich werde sie nach meiner Rückkehr sofort lesen!!

 

Auch die schönsten Abende gehen irgendwann zu ende und ich wandere in meinen Planwagen. Noch eine ganze Weile denke ich über die Geschichten von Manfreds langer Reise nach und bin unendlich dankbar, für die vielen unglaublich netten Begegnungen mit den unglaublich tollen Menschen, die ich auf meiner Reise schon kennenlernen durfte. Heute war wieder ein ganz besonderer Tag! DANKE!!

 

 

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zwanzigster tag

Erst am Vormittag lade ich einen weiteren Tag und einige Fotos für die Fotogalerie hoch. Das dauert heute etwas länger. Mittags, wenn Sindy aus der Schule kommt, bin ich immer noch da ...

Die Hunde sind heute ganz niedlich miteinander und spielen und toben. Anschließend „bewachen“ sie gemeinsam den Planwagen.

 

Herzlicher Abschied, weiter geht es.

 

Der Weg ist heute nicht so schön, wir fahren viel auf Landstraßen. Nur teilweise gibt es einen Radweg an der Seite. Nach 14km pausieren wir am Waldrand bei Dedelsdorf.

Nach weiteren zehn Kilometern halte ich nach einem Quartier Ausschau und stehe genau vor dem Schild eines FN Reitstalls. Natürlich frage ich. Aber wir haben kein Glück, die Wiesen sind alle belegt mit Stuten und ihren Fohlen. So ziehen wir weiter. Hinter einem wunderschönen Haus gibt es viele Wiesen ohne Pferde. Da lohnt sich das Nachfragen! Eine nette Frau mit kleiner Tochter öffnet. Leider sind die Wiesen so nass, dass man nur im Hochsommer Pferde darauf lassen kann, weil sie so tief liegen. Ihre eigenen Pferde können darum auch nicht am Haus gehalten werden, wie es einst geplant war. Schade. Aber sie nennt zwei Möglichkeiten, wo ich nachfragen könne. Die Tochter bringt zwei große Äpfel für Bruno. Dankeschön!

 

 

Der dritte Anlauf klappt. Wir können bleiben. Ich darf eine von mehreren sehr großen Wiesen mit hohem Gras für Bruno auswählen. Auf diesen Wiesen leben Enten und Gänse bis sie vor Weihnachten geschlachtet werden. Noch sind sie zu klein, sie müssen noch etwas im warmen Stall bleiben.

 

Bruno ist äußerst zufrieden mit dem Futterangebot. Das Gras ist soo hoch, dass man Balou kaum sehen kann. Auf dem Bild liegt er nicht, nein er steht!!

 

 

Ich bekomme mehrere Badezimmer zur Auswahl. Im Stall, im Schlachthaus, oder auch zum Duschen im Haus. Ganz lieb! Auf meiner Karte wird noch die nächste Etappe eingezeichnet; morgen möchte ich keine Landstraße mehr fahren.

Ich frage, wo ich morgen an einem Lebensmittelgeschäft vorbeikomme, denn meine Vorräte sind fast aufgebraucht.

Dann gehe ich zum nahegelegenen Gasthaus und bestelle Bratkartoffeln, Spiegelei und Salat. Köstlich!!!

Als ich zurückkomme wird mir angeboten, mich eben zum Einkaufen zu fahren. Das ist ja nett!! Das Angebot nehme ich gerne an. Balou muss am Planwagen warten. Aber es würde keinen stören, wenn er bellt, wird mir versichert. Also los!

Im großen Edeka bin ich völlig überfordert. Etwas planlos wandere ich durch den Laden und packe vor allem Schwarzbrot in der Dose, Müsliriegel und Wasser ein. Ich will meinen netten Fahrer nicht so lange warten lassen, und Balou auch nicht.

Zurück zu Hause wird bestätigt, dass Balou praktisch ohne Unterbrechung gekläfft hat. Wann wir dieses Problem wohl in den Griff bekommen? Spätestens in Danzig (Babidol) werde ich daran arbeiten.

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neunzehnter Tag

Wir Frühstücken zusammen und verquatschen uns natürlich. Da ich noch die fertig geschriebenen Texte hochladen möchte, bin ich noch immer da, als Thomas mittags von der Arbeit kommt. So wird es heute wohl nur eine kleine Etappe, aber das macht nichts ...

Ein sehr herzlicher Abschied. Wie schon bei unserem ersten kurzen Treffen vor knapp zwei Jahren, habe ich das Gefühl, dass wir uns schon sehr lange kennen. Danke für die schöne Zeit!!

Wie immer, wenn mir der Abschied schwer fällt, singe ich „Heute hier, morgen dort“, „Nehmt Abschied Brüder“ oder „Mögen die Straßen“ vor mich hin. Spätestens nach zwei Kilometern bin ich wieder mit Leib und Seele „Nomadin der Straße“ und es gibt nichts schöneres, als unterwegs zu sein.

 

Ich fahre hauptsächlich nach sehr guter Beschilderung für Radfahrer, aber irgendwann habe ich sie verloren und bin plötzlich auf kleinen, hübschen Abenteuerwegen unterwegs. Der Kompass weist mir die Richtung, aber ich weiß nicht genau, wo ich mich befinde. In der einsamen „Wildnis“ gibt es auch niemanden, den ich fragen könnte. Macht nichts. Irgendwann komme ich wieder an eine größere Straße und treffe auf einen Autofahrer, der mir sagt, wohin die jeweiligen Straßen führen. So weiß ich auch auf der Karte wieder, wo ich bin.

 

Wir fahren insgesamt zwei Stunden und fragen in Wohlenrode, nur knapp zwölf Kilometer von Ahnsbeck entfernt nach einem Nachtquartier. Gleich am Ortseingang gibt es eine kleine Pferdewiese im Garten.

 

Ein sehr nettes älteres Ehepaar kommt heraus. Ich könne bei ihnen bleiben oder auch zur Tochter, die wohne nur wenige Häuser entfernt. Während wir auf die Tochter warten, werden riesige Eimer mit Leckerlis geholt. „Wir sind auf alles vorbereitet“, heißt es. Ich muss schallend lachen. Da klingel ich „überfallartig“ an der Haustür und es heißt, „wir sind auf alles vorbereitet“. Total nett!!! Bruno und Balou werden mit unzähligen Leckerlis verwöhnt. Sie haben nichts dagegen...

 

 

Letztendlich fahren wir noch ein paar Meter zu Ariane, der Tochter. Bruno bekommt eine schöne kleine Wiese im großen Garten. Der Planwagen steht davor. Sindy, die tierliebe Tochter, spielt mit Balou Ball. Sie schafft es gut, den Ball aus Balous Maul unfallfrei herauszuholen. Hut ab!

Damit Nando, der große Altdeutsche Schäferhund und Balou sich aneinander gewöhnen, gehen wir eine Runde spazieren. Und wie so oft, verliebt sich Nando in Balou und möchte ihn nur noch besteigen. Da er dafür mit seinen 45kg aber ziemlich schwer ist, und Balou sich nicht wehrt, hat er erst einmal Hausarrest.

 

 

Ich bekomme Strom in meinen Planwagen und Sindy schreibt die WLAN Nummer für mich auf. Ganz lieb!

Ganz anders als auf meinen letzten Touren treffe ich diesmal ganz oft auf Fahrer. Ariane fährt ihren Tinker auch. Die Kutsche steht noch von der letzten Tour auf einem Anhänger, einem normalen Anhänger. Ich brauche für meine ja immer eine großen Anhänger für Autos. Dies ist ein normaler, wie viele ihn haben. Bedauernd erzähle ich Ariane, dass meine ja leider nicht auf einen solchen „normalen“ Anhänger passt. Sie ist sich sicher, dass mein Planwagen keine größere Spurbreite als ihre Kutsche hat und holt einen Zollstock. Demnach müsste mein Planwagen auch auf einen großen 1,50m breiten Anhänger passen. Ich werde es sicher irgendwann ausprobieren!

Während ich mir im Haus die Zähne putze, knallt es mehrfach ganz laut draußen. Ein Feuerwerk in nächster Näher. Ariane und Sindy laufen schnell nach draußen, um nach Bruno zu sehen. Total fürsorglich!! Sindy ist sich sicher, dass sie nicht mehr schlafen kann, aus Angst, dass es noch einmal so knallen könnte. Ein echter Pferdemensch!

Später in der Nacht knallt es noch einmal etwas länger, Bruno galoppiert kurz über die Wiese, dann ist alles still.

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achtzehnter tag

Heute ist also Pause. Tini und ich genießen die gemeinsame Zeit, die kleine Linea ist immer dabei. Sie ist mit ihren acht Monaten total knuffig, immer zufrieden und einfach ein Strahlekind ...

Ich wasche eine Maschine Wäsche und habe den Luxus, von Tini zum Einkaufen gefahren zu werden. Sie fährt mich zur Raiffeisen, damit ich endlich Pferdekekse kaufen kann, zu Rossmann und zu einer Poststelle. Dort schicke ich einen dicken großen Umschlag mit den bereits abgearbeiteten Karten an mich selbst nach Hause.

Unsere Hunde lassen wir auf einem sehr großen, eingezäunten Geländefahrplatz, den Tini und Thomas gepachtet haben, flitzen. Sie sind begeistert und werden sicher besonders gut schlafen.

 

Bruno bekommt von Thomas an seinem Problemhuf, der stark auszubrechen droht, eine Pediküre. Ich hoffe sehr, dass der Beschlag noch zwei Wochen hält!

 

Abends schreibe ich die Homepage weiter, mal wieder habe ich Internetzugang und nichts fertig geschrieben. Sehr schlecht!

 

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siebzehnter tag

 

Der Wecker klingelt um kurz vor sieben. Um neun soll ich ja schon mit Bruno am Dorfladen sein, aber da ich wirklich einkaufen möchte, ist es besser, vorher allein dorthin zu gehen, sonst habe ich wieder ein „Parkproblem“. Als ich eintrete, werde ich sofort erkannt. Der Dorfladen ist liebevoll eingerichtet. Man kann alles kaufen, was das Herz begehrt. Es gibt außerdem viele regionale Produkte zu kaufen. Und ganz hübsche Postkarten entdecke ich, wovon ich gleich drei kaufe. Den Einkauf lasse ich stehen, ich werde ihn später mit der Kutsche abholen.

Mit etwas Beeilung schaffe ich es, pünktlich um neun vor den Dorfladen zu fahren. Der Fahrradständer wurde für Bruno extra zur Seite gerückt.

Ein Paar Fotos mit Übergabe meines Einkaufs, ein kleines Interview. Dann mache ich mich auf den Weg.

 

Auf den wenigen Metern bis zum Ortsausgang habe ich das Gefühl, von ALLEN gegrüßt zu werden. Aus Autos wird gewunken, aus Gärten schöne Reise gewünscht. Es ist ein besonders Dorf, da bin ich sicher. Auf der Weiterfahrt erkläre ich Großmoor still zu meinem Lieblingsdorf.

 

Heute geht es also nach Ahnsbeck. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Tini und Thomas, aber es ist eine längere Etappe. Macht aber nichts, denn ich möchte zwei Nächte dort bleiben.

 

 

Der Weg ist einfach. Ich erinnere mich an viele Details der Strecke, denn ab einem bestimmten Punkt bin ich sie vor zwei Jahren schon gefahren, auf meiner abgebrochenen Tour. Teilweise kommt es mir so bekannt vor, als wäre ich gerade gestern dort gewesen.

 

Als ich über eine Mittagspause nachdenke, sehe ich auf der linken Straßenseite einen Reiter, der sein Pferd nach einem Ausritt gerade in den Stall bringen will. Den werde ich fragen!

 

Aber er empfiehlt mir, wenige Meter weiter zu fahren, auf der rechten Straßenseite seien auch Pferde, Familie Markardt habe sicher eine Wiese für uns. Ich solle schöne Grüße bestellen von Willis Reiter.

 

Ich fahre rüber und klingel. So eine herzliche Begrüßung! Natürlich darf ich gerne bleiben. Zwei Pferde werden von der Wiese geholt, damit Bruno darauf kann. Vorher spritzte ich ihn noch ab, denn es ist warm. Anschließend werde ich auf die Terrasse eingeladen, ob ich nicht ein Stück Pizza mitessen möchte? Gerne!! Balou darf noch etwas Frisbee spielen, dann setze ich mich auf die Terrasse. Der nette Hund Paul kommt auch immer wieder, aber sie spielen nicht miteinander.

 

Willis Reiter, der mich hierher vermittelt hat, kommt um zu sehen, ob ich geblieben bin. Willi war das Pferd von Dominique, daher kennen sie sich gut.

 

Dominique und ich haben uns viel zu erzählen. Sie kennt Großmoor und Wolfgang Grube, den Bürgermeister, ist vor langer Zeit mit ihm zu einem Heulager geritten. Die Welt ist wieder klein. Und irgendwie ist es gleich eine ganz vertraute Atmosphäre. Gerne würde sie mich am Nachmittag begleiten, aber ihre Tochter Meggan hat heute Geburtstag und die Großeltern sind eingeladen. Ob ich nicht noch zum Kaffeetrinken bleiben möchte? Das wäre toll. Warum nicht, nur nicht sooo lange. Ein schöner Nachmittag! Wir machen noch einige Fotos, dann muss ich los. Als ich losfahre, nehme sie ein Stück auf dem Planwagen mit. Einmal mehr ist es ein sehr herzlicher Abschied. Danke!

 

 

Wieder auf der Straße melde ich mich bei Tini. Sie wollte evtl. ein Stück mit ihrer Tochter Linea mitfahren. Ich hatte ihr gesagt, dass ich schon viel früher losfahre; der Geburtstagskaffee war nicht eingeplant. Ich erkläre ihr meine Strecke, sie wird irgendwo dazustoßen.

 

Ca. eine Stunde später ist es so weit: Ganz passend, an einer Bushaltestelle, treffen wir uns. Thomas, ihr Mann, hat sie gebracht. Tini und Linea steigen ein, wir fahren die letzten Kilometer gemeinsam und erzählen, und erzählen...

Auf ihrem Hof lasse ich Bruno über Nacht nur auf einen Paddock mit Heu. Er hat sooo viel gefressen. Morgen darf er über Tag dann wieder auf ein Stück Wiese. Bruno ist von meiner Idee nicht ganz begeistert. Er bevorzugt kleine Grashälmchen, die er am Zaun findet und geht erst in der Nacht auch an das Heu.

Wir haben einen schönen Abend.

Spät in der Nacht schreibe ich noch ein wenig. Balou unterstützt mich dabei tatkräftig.           ;-)

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sechzehnter tag

 Als ich aufstehe, macht Bruno eine Fresspause. Sein Bauch sieht gut gefüllt aus; das freut mich, er hat es verdient, nach der langen Tour gestern.

Ich mache mich mit Waschzeug auf den Weg zu den Toilettencontainern. Es gibt mehrere. Auf einer Tür steht „toaleta damski“, das passt. Mit leichten Verrenkungen wasche ich mir in dem kleinen Waschbecken sogar die Haare. Alles perfekt. Um neun hat die Straße uns wieder. Mit der Wegbeschreibung werde ich gut vorankommen, denke ich... Aber schon das erste Abbiegen ist unmöglich: eine funkel nagel neue rot weiße Schranke versperrt den Weg.

 

Das kann doch nicht sein!!! Aus Erzählungen von gestern weiß ich, dass auch der andere Weg auf der Karte in einer Sackgasse für Kutschen endet. Bleibt nur die Hauptstraße bis Celle? Das wäre sehr unschön!! 17km, das heißt fast drei Stunden an einer sehr befahrenen Hauptstraße. Nicht besonders reizvoll. Ein Landwirt fährt mit seinem Trecker über das benachbarte Feld. Den werde ich fragen!

Er holt extra seinen Vater, der kenne sich noch besser aus. Dann bekomme ich eine Alternativstrecke beschrieben, die aller kleinsten Wege auf der Karte, die auch teilweise nicht so gut zu fahren seien, aber er sei letzte Woche mit dem PKW dort lang gefahren. Es ist ein Versuch wert. Und es lohnt sich! Wir fahren durch wunderschöne Landschaft, fernab von Verkehr und jeglicher Zivilisation. Erst am Ende meiner 8km langen Umleitung begegne ich den ersten Radfahrern.

 

Kurz darauf denke ich schon an Mittagspause. Bruno soll es heute gemütlich haben. Ein Pferdehof ist in Sicht, aber kein Mensch da. Ein netter Landwirt vom Nachbarhof kommt, wir reden ein wenig. Ich Tränke Bruno und will weiter. Im nächsten Ort soll ich bei Herrn Grube, dem Bürgermeister, halten, der habe Pferde, würde auch Kutsche fahren, sei für alles offen und hätte bestimmt gute Tipps für mich, rät der nette Landwirt. Vielleicht sollte ich das wirklich versuchen?

 

Als ich gerade fahren möchte, kommt die Stallbesitzerin. Ich frage trotzdem noch nach einer Wiese für 1-2 Stunden. Aber sie lehnt ab: Sie habe Schwierigkeiten mit fremden Pferden im Stall, in der Gegend gäbe es Druse...

 

Ich fahre weiter.

 

Es ist eins, als ich in Großmoor ankomme, noch dazu ein Sonntag. Aber es hilft nichts, Bruno soll heute nicht so weit laufen. Mit einem Nachfragen finde ich die richtige Hausnummer des Bürgermeisters. Ich fahre ein.

 

Es gibt nicht nur ein Haus, wo soll ich fragen? Ich halte vor den Wiesen. Im Garten wird gebaggert, aber das stört Bruno nicht. Ich sage mein Sätzchen auf, aber die junge Frau muss erst im anderen Haus nachfragen. Sie kommt mit einem „JA“ zurück. Bruno darf auf die Wiese um den Roundpen. Ich stelle mein „Haus“ davor ab. Alles prima. Ich bekomme gezeigt, wo ich Wasser finde und bin allein.

 

Bei strahlendem Sonnenschein hole ich meinen Stuhl heraus und erstmals auch die Polnischbücher... Allerdings komme ich nicht weit. Mir wird Tee gebracht, eine Reitbeteiligung kommt. Wir reden etwas. Damit sie auf den Roundpen kann, halte ich Bruno kurz fest.

Der niedliche Mischling „Rüdiger“ macht sich mit Balou bekannt und verliebt sich in ihn... Balou nimmt alles ganz gelassen, wie gewohnt. Nach ausgiebigem Frisbeespiel bei sommerlichen Temperaturen verschläft er Rüdigers Liebesattacken. Er ist einfach genial!!

 

Neben Brunos Wiese stehen viele Schafe. Es sind besondere Schafe: sie haben vier Hörner, daher auch ihr Name: Vierhornschafe!

Dann kommt ein Mann mit originellem Hut: Der Hut hat einige Federn. Er spricht mich kurz an, dass er noch keine Zeit habe, mich aber zum „Meinungsaustausch“ um sechs vor dem Haus einlädt.

Bis dahin lese und schreibe ich etwas. Dann ist es sechs. Ich gehe mit Balou durch den blitzsauberen Stall. Vor dem „Reiterstübchen“ (es hatte einen anderen Namen) sitzen schon fünf Menschen. Ich setze mich dazu. Nach kurzer Zeit werden es zehn. Wolfgang bringt allen zu trinken. Es ist eine sehr nette Runde und wird ein sehr schöner Abend. Ich fühle mich total wohl in der Runde. Wie mittags vom netten Landwirt prophezeit, bekomme ich wertvolle Tipps. Natürlich wird auch meine nächste Etappe bis Ahnsbeck auf der Karte eingezeichnet. Aber ganz besonders freue ich mich über das “Franzosenöl“, einer stinkenden Flüssigkeit aus der Apotheke, die aufgrund des Gestanks zwar einsam mache, aber zuverlässig vor Bremsen schützen soll. Wolfgang schenkt mir die Flasche – ich bin total glücklich!!! Vielleicht sichert sie meine Weiterfahrt, wenn die Bremsenplage losgeht. DANKE!!! Außerdem bekomme ich noch ein Glas Honig aus dem Nachbardorf geschenkt. So werde ich beim Frühstück noch lange an Großmoor denken.

Wir sitzen lange zusammen, erzählen viel. Einige gehen, andere kommen. Es wird immer getrunken. Ich – überhaupt nicht trinkfest – merke schon das erste Glas Rotwein. Es folgen weitere, und Schnäpse. Aber der Weg zum Planwagen ist ja nicht so weit...

Wolfgang möchte mein Kommen für das Dorf pressewirksam nutzen und organisiert für den nächsten Morgen um neun einen Fototermin vor dem Dorfladen.

Irgendwann fängt es an zu regnen, wir gehen rein und erzählen weiter. Erst kurz nach elf mache ich mich auf den Weg ins Bett.

Es ist eine ausgesprochen nette Dorfgemeinschaft!! Und wahrscheinlich hat Wolfgang seinen Anteil daran. Sicher ein besonders schöner Ort zum Leben!!

 

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fünfzehnter Tag

 

Da Haffis auf ihrer Weide den Weg zur Straße blockieren, werde ich erst nach zehn losfahren, wenn Herr Schnupp von der Arbeit wieder da ist, und die Haffis in den Stall gebracht hat.

 

Aber wir sind früh auf und gehen noch in den Wald und anschließend zum Bäcker. Das ist ein ganzes Stück und dauert etwas. Mit vielen leckeren Brötchen, hart gekochten Eiern, einer Vanille-Milch und einem Multivitaminsaft wandern wir zurück. Aber mein Frühstück ist heute etwas beschwerlich, denn meine Begleiter möchten auch daran teilhaben. Besonders Bruno ist sehr aufdringlich und versucht immer wieder mir das Brötchen vom Teller zu klauen. Da er immer sooo brav ist, mag ich nicht konsequent „durchgreifen“, und muss bis ich das Frühstück beende mein Brötchen verteidigen.

 

 

Kurz vor zehn beginne ich zu putzen, wenig später kommt Herr Schnupp, holt die Haffis von der Wiese und öffnet die Tore. Ich schirre an, bedanke und verabschiede mich als ich vor das Haus fahre.

 

Dann geht es weiter. Ich möchte gerne etwas „Strecke machen“, denn heute ist schönes Wetter, für morgen sind schwere Gewitter angesagt. Dann werde ich wahrscheinlich nicht so lange fahren können.

 

Alles ist prima, unterwegs treffe ich auf einen Bekannten von Herrn Schnupp, der schon von meiner Tour wusste. Ich frage zur Sicherheit noch einmal nach meinen besonderen Freunden, den Schranken, und ändere spontan meine Route.

 

Alles läuft gut. Unterwegs komme ich noch einmal an einem Aldi vorbei und kaufe in bewährter Form zwei Flaschen Wasser ein.

In Negenborn, nach gut 16km, sehe ich wunderschöne Wiesen und frage nach einem Mittagspausenplätzchen. Ja, gerne...

 

Ich werde von Frau von Engehausen auf die Terrasse eingeladen. Balou hat eine ganz junge, niedliche Spielgefährtin, aber es gibt sooo viele tolle Dinge wie mehrere Knochen und unendlich viele Spielzeuge, da ist für die kleine Hündin keine Zeit. Dann bekommt er sogar noch ein großes Stück Fleisch mit Knochen. Balou ist äußerst zufrieden!

Herr von Engehausen gibt mir noch weitere Streckenempfehlungen und die Nachmittagsetappe wird auf der Karte eingezeichnet.

Bevor es losgeht, will ich mich noch um den linken Zugstrang kümmern. Auf der linken Seite ist Brunos Fell ganz kurz geworden, weil der Zugstrang dort reibt. Auf der rechten Seite ist überhaupt nichts, denn er geht rechts „hohl“. Noch ist es überhaupt nicht schlimm, aber wenn es wund wird habe ich den Salat...

Ganz selbstverständlich hilft Frau von Engehausen beim Polstern des Zugstrangs. Allein hätte ich es auch kaum geschafft, es ist ganz eng und wir müssen mit allen Tricks arbeiten, um das Stück Schlauch drüber zu ziehen. Dann ist es geschafft. Bin gespannt, ob es ausreicht und hilft. Die nächsten Tage werden es zeigen.

 

 

Herzlicher Abschied, dann ziehen wir weiter. Es war wieder eine fünf Sterne Mittagsrast. Danke!

 

Irgendwie frisst Bruno heute die Kilometer, ich entscheide mich, bis Fuhrberg zu fahren. Frau von Engehausen hat mir einige Namen von Pferdeleuten aufgeschrieben, so dass die Quartiersuche nicht schwierig sein dürfte.

 

Gleich am Ortseingang sind Pferde, aber dort ist es schwierig wegen der eigenen Hunde. Ganz hilfsbereit wird telefoniert, dazu erklären sie mir, wo die Familien wohnen, die ich aufgeschrieben bekommen habe. Nicht weit entfernt ein weiterer Hof mit vielen Pferden und freien Wiesen. Das sieht vielversprechend aus. Eine nette junge Reiterin auf einem hübschen getupften Pony ruft die Besitzerin an, um zu fragen. Es geht nur die Mailbox an, wir warten einige Zeit auf Antwort. Eine Ablehnung aus Angst, weil das Pferd nicht bekannt ist. Weiter geht es.

Eine junge Frau im Garten telefoniert auch und mein Quartier ist sicher. Super! Heute ist Bruno richtig viel gelaufen, bis wir an der Weide sind stehen 38km auf dem Kilometerzähler...

Dany (richtig geschrieben??) kommt mit Pferden von einer Weide. Bruno hat die Wahl zwischen einem großen Paddock mit Heu, oder einer Wiese, die etwas entfernt liegt. Ich entscheide mich für die Wiese. Dany fährt mit dem Rad vor. Nach einigen Minuten erreichen wir eine sehr große Wiese mit kniehohem Gras. Super, das ist das richtige Quartier nach einem soo langen Tag. Die Wiese steht neben einer Biogasanlage, dahinter sind viele Wohncontainer für polnische Landarbeiter. Bruno bekommt noch Wasser, dann ist er bestens versorgt.

Wir fahren mit einem Transporter zu Danys großem Hof. Sie lebt dort mit einer ganz großen, sehr netten Patchworkfamilie. Das Wetter ist wunderschön, es wird draußen gegrillt. Ein sehr schöner Abend in ganz ganz netter, unkomplizierter Gesellschaft. Spät fährt sie mich zurück zu meiner Wiese. Ein herzlicher Abschied. Dankeschön!! Und Dank guter Wegbeschreibung werde ich morgen sicher auch keine Schwierigkeiten mit versperrten Wegen haben.

 

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vierzehnter tag

 

Ich bin schon früh wach, mein armer Bruno hat immerhin etwas Heu gegessen. Er bekommt eine schöne Portion Kraftfutter mit Äpfeln und Möhren. Dann nehme ich mir noch einmal die Karten vor, ich hatte den Weg gestern noch nicht markiert. Ich entscheide mich um und werde nicht über Neustadt fahren, sondern nördlicher über Schneeren. So muss ich nicht die sehr befahrene Brücke in Neustadt über die Leine nehmen, sondern nördlicher in Mariensee.

 

 

Als ich alles gepackt habe und mit Bruno und Balou noch zum Waldrand gehen möchte, kommt ein netter Mann und schlägt mir vor, Bruno doch auf das Gelände direkt hinter meinem Planwagen zu stellen. Dort ist in Reitplatz und eine Ovalbahn, mit einer recht großen Rasenfläche. Super!!! So kann Bruno wenigstens noch eine Stunde fressen und sich die Füße vertreten. Schade, dass dieser nette Mensch nicht schon gestern da war!! Wir reden noch ein wenig.

 

Auf dem Hof werden die Paddocks gesäubert. Vielleicht sind es einfach zu viele Pferdchen auf zu kleiner Fläche, dass es am Nachmittag so schmutzig aussieht und stinkt.

 

Zwei Frauen interessieren sich noch für unsere Tour und winken zum Abschied.

 

Wir fahren auf traumhaften Wegen, Balou darf wieder laufen. Plötzlich, nach 4,5 km auf dem breitesten, markierten Weg, steht in einer Kurve ein Verbotsschild für Kraftfahrzeuge sowie Zuggespanne mit Tieren. Eine große Schranke versperrt den Weg. So ein Mist!!!

 

Mit Blick auf die Karte entscheide ich mich für den Versuch, einen kleineren Weg zu nehmen. Andernfalls habe mit dem Rückweg gut 1,5 Stunden verloren und bin praktisch noch keinen Meter voran gekommen. Mein erster Versuch scheitert, ich lande in einer Sackgasse aus Torffeld und Moor.

 

Aber der zweite Versuch ist erfolgreich. Ohne weitere Verbotsschilder erreichen wir nach weiteren 5 km die Hauptstraße. Glück gehabt!!

 

Bruno mag nicht mehr. Er zieht immer wieder auf den grünen Seitenstreifen, was er sonst nur macht, wenn er pinkeln möchte. Aber er pinkelt nicht, sondern will unbedingt Fressen. Der Sprit scheint leer zu sein. So halte ich nach einer geeigneten Stelle für die Mittagsrast Ausschau. Kurz vor der B6 haben wir ein schönes Plätzchen gefunden, der Zaun ist schnell errichtet, Bruno zufrieden. Ich werde ihm zwei Stunden Pause gönnen, dann ist der „Tank“ sicher wieder voll.

 

 

Balou und ich spielen etwas Ball, essen auch zu Mittag, dann macht Balou einen Mittagsschläfchen neben mir im Planwagen, während ich die Zeit zum Schreiben nutze. In den letzten Tagen bin ich nicht dazu gekommen. Es ist zu ärgerlich, wenn ich womöglich wieder einen Internetzugang bekomme und noch nichts geschrieben habe.

 

Heute ist ein Tag der Umwege: In Eilvese frage ich zur Sicherheit, ob ich mit dem Wagen durch den Wald komme. Nein, ...

 

Während mir eine Alternativstrecke beschrieben wird, hält ein Auto. Ein Mann mit Fotoapparat und eine Frau steigen aus. Mal wieder jemand, der uns fotografieren will, denke ich. Sie fragen mich, ob ich diejenige bin, die mit der Kutsche irgend etwas für das Dorf macht. Was, habe ich nicht verstanden. Nein, ich fahre ganz privat von Dülmen nach Danzig, ist meine Antwort. Große Augen, viele Fotos, jetzt noch eine Nahaufnahme und meinen Namen bräuchten sie noch, das sei auch eine schöner Artikel für die Leine – Zeitung... Na denn! Ich bitte sie, mir den Artikel auch zukommen zu lassen. Ja, über e-Mail. Ich möchte auch noch ein Foto von ihnen machen. Kein Problem. Dann verabschieden sie sich und sind weg. Ich bin noch etwas sprachlos...

 

 

Nach Wegweisern mache ich mich auf den Weg. Er führt 3 km aus meiner Karte heraus nach Hagen, anschließend wieder 4 km durch das „Niemandsland“ in die Karte herein. Nur so komme ich nach Mariensee, wo eine Brücke über die Leine führt. Wir sind schon fast 30 km unterwegs, auch wenn wir nicht so ganz weit gekommen sind. Ein gutes Quartier für Bruno ist mir heute ganz besonders wichtig, so frage ich noch bevor wir die Leine überqueren einen Mann auf einem Fahrrad, der sich angetan über den Planwagen äußert. Wir dürfen mitkommen. Ich darf für Bruno ein Stück Wiese abtrennen, mit ganz hohem Gras! Klasse!!

 

Herr Schnupp von der Ponde Rosa Ranch Schnupp hat selbst drei Haflinger, die er fährt. Bruno ist trotz ausgezeichnetem Gras nicht so entspannt. Oft galoppiert er prustend über sein Wiesenstück. Warum? Ich weiß es nicht. Weil die Haffis mit der Kutsche vorbeikommen und wieder wegfahren? Später am Abend stehen sie in großer Distanz, in Sichtweite. Bruno ist immer noch aufgeregt und rennt immer wieder. Hauptsache, die Beschläge bleiben dran und er lässt den Zaun ganz!

 

Mir wird die nächste Wegstrecke beschrieben, später werde ich wieder nachfragen. Leider habe ich nun bis Ahnsbeck nur noch eine ungeliebte Karte im Maßstab 1:75 000. Und dazu noch niedersächsische Schranken... Ich hatte gehofft, schon am Sonntag in Ahnsbeck anzukommen, bevor am Nachmittag die angekündigten Gewitter losgehen. Das wird so nicht klappen. Schade, aber macht nichts.

 

Morgen vor zwei Wochen sind wir losgefahren und mit einem Tag Pause haben wir 296 Kilometer hinter uns gebracht. Das ist für die ersten zwei Wochen ein deutlich besserer Schnitt, als ich erwartet hätte.

 

Aber am meisten freue ich mich, dass meine zwei Begleiter soooo toll sind!!! Danke Bruno, danke Balou!!!!

 

 

 

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dreizehnter Tag

 

In dieser idyllischen Umgebung haben wir ausgezeichnet geschlafen, jedenfalls Balou und ich. Bruno sieht mehr so aus, als hätte er die Nacht ausschließlich zum Fressen genutzt: Der Bauch ist runder, das Gras sieht nicht mehr sooo lang aus... Auf jeden Fall sieht er ausgesprochen zufrieden aus!!! Wir frühstücken, ich darf eine Maschine Wäsche waschen – genial!!

 

Balou bleibt kurz bei Anette, während ich die Kirche besichtige. Die beiden verstehen sich ausgezeichnet; ich höre kein Bellen, als ich zurückkomme! Anschließend verwandle ich mein Schlafzimmer wieder in ein Wohnzimmer. Eigentlich möchte ich ein wenig schreiben, aber stattdessen hole ich alle Landkarten hervor und wandere von einer Karte zur nächsten bis zur Grenze. Ich liebe diese Landkarten!! Dann rufe ich bei Tini in Ahnsbeck an, wo ich vor knapp zwei Jahren meine Tour abgebrochen habe, wegen der Bremsenplage. Tini ist sehr erfreut, dass wir kommen wollen. Es sind ganz grob geschätzt noch 80 km, also rund vier Tagesetappen. Ich werde mich übermorgen noch einmal melden, dann kann ich sicher abschätzen, wann wir da sein werden. Wie schön, ich freue mich auf das Wiedersehen!!

 

 

Anschließend gehen Anette und ich noch einmal mit den Hunden in den Wald. Balou ist wieder außer Rand und Band: schon auf dem Weg in den Wald, am Teich vorbei, springt er unaufhörlich ins Wasser und schwimmt und schwimmt, kommt wieder heraus und schwimmt und schwimmt. In seinen Genen muss auch ein Labrador stecken! Ohne Leine saust er die Waldwege auf und ab und apportiert mit Begeisterung die Stöckchen. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir noch nicht weiterziehen!

 

Vor dem Mittagessen räume ich noch begeistert meine duftende, trockene Wäsche in die Kiste. Unterwegs hat man zu manchen Dingen eine ganz andere Einstellung, bzw. sie haben einen ganz anderen Stellenwert.

 

Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Putzen, anspannen, los geht es. Anette begleitet mich auf dem Rad bis zur richtigen „Einflugschneise“ Richtung Rehberg. Sie fährt dann weiter zur Arbeit. Danke, es war wieder wunderbar!!!

 

 

Der Weg ist schön und ganz einfach zu finden. Abseits vom Verkehr darf Balou wieder laufen. Ich bin total happy, dass das jetzt so gut und problemlos klappt. Auf Pfiff saust er jedes Mal zur Kutsche und springt mit einem großen Satz zu mir hoch. Er ist soooo klasse!!

 

Nach 15km erreichen wir Mardorf. Auf die Empfehlung von Sabine aus Lübbecke fahre ich den Isländerhof an. Man kann nicht von der Straße direkt auf die große Anlage fahren, sondern muss das gesamte Gelände mit vielen Wiesen umrunden, um dann von hinten heran zu fahren.

 

Einige nette Menschen kommen interessiert an und fragen, was ich denn so mache. Bald ist auch die Verantwortliche da und sagt leider, dass sie keine Wiese zur Verfügung stellen kann, auch kein kleines Stück. Aber ich hätte Glück, eine Paddockbox sei frei. Ich frage nach Heu, ja, natürlich, und entscheide zu bleiben, es ist ja immerhin eine Paddockbox. Ich spanne aus und bringe Bruno in die leere Box. Ein Mädchen fragt noch, was Bruno denn als Futter haben soll und sagt, er werde gleich gefüttert. Das „gleich“ dauert allerdings. Ich habe ein schlechtes Gewissen Bruno gegenüber und beginne meine Entscheidung zu bereuen.

 

Es ist eine große, nicht ungepflegte Anlage, auf der insgesamt 80-90 Pferde leben. Die Isländer werden in größeren Gruppen gehalten, in Laufställen oder auf Paddocks. Nachts kommen sie teilweise auf die Wiesen, wird mir erklärt, aber sie hätten nicht ausreichende Weideflächen am Hof, so dass nicht alle Pferde draußen stehen können.

 

Obwohl die Anlage insgesamt nicht ungepflegt wirkt, riecht es unangenehm streng nach Pferdemist: Die Paddocks scheinen nicht abgeäppelt zu werden und sehen teilweise entsprechend aus.

 

Eine Stunde nach unserer Ankunft hat Bruno noch immer kein Heu, kein Stroh. Ich frage, ob ich ihm schon etwas geben kann. Nein, sie mache das gleich. Wenn ich angemeldet gewesen sei, wäre alles fertig... Sie wirkt mit meinem spontanen Kommen überfordert oder unzufrieden. Das Heu liegt wenige Meter schräg gegenüber von Brunos Box... Dann, endlich, bekommt er Heu. Allerdings frisst er es nicht. Mein schlechtes Gewissen wächst. Ich wollte das Steinhuder Meer sehen und darum nicht mehr lange suchen. Ich Ego. Das passiert nie wieder, verspreche ich Bruno und bin froh, dass er wenigstens bis zwei Uhr im Paradies stand.

 

Mit gesammeltem Leergut mache ich mich auf den Weg ins Dorf und anschließend zum Steinhuder Meer.

 

 

Gar nicht weit entfernt gibt es viele Pferdewiesen... Ich ärgere mich über mich selbst und bin vor schlechtem Gewissen Bruno gegenüber zum ersten Mal schlecht gelaunt.

 

Bei Rückkehr frisst Bruno noch immer kein Heu, freut sich aber über die mitgebrachten Möhren. Er hat noch weder geäppelt noch gepinkelt. Aber wo auch? Er mag es nicht, wenn es beim Pinkeln spritzt und im Stall ist kein Hälmchen Stroh. Ich gehe mit ihm aus der Anlage heraus und lasse ihn am Wegesrand grasen. Das gefällt ihm. Schon auf dem Weg dahin entleert er sich. Bei Rückkehr frage ich, ob ich ihm etwas Stroh geben kann. Nein, das mache sie später... Wir sind schon 3,5 Stunden da, das Stroh liegt genau gegenüber... Wann wir denn abrechnen?

 

Zum ersten Mal haben wir kein 5 Sterne Quartier. Bevor ich ins Bett gehe hat Bruno eine sehr dünne Strohschicht in der Box. Ich kann nicht anders und gebe noch eine Gabel voll nach.

 

Morgen werde ich früh aufbrechen, damit Bruno möglichst bald auf einer Wiese Pause machen kann. Leider führt der Weg über eine einzige Straße durchs Moor, wir werden also bis hinter Neustadt warten müssen.

 

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zwölfter tag

 

Um acht Uhr duschen, halb neun Frühstück, so haben wir gestern vereinbart. Nach leckerem Frühstück machen wir auf meinen Wunsch noch ein paar Bilder im wunderschönen Garten, vor einem sehr hübschen, künstlerischen Musikinstrument. Ich weiß leider nicht mehr, wie es richtig heißt. Aber es hat Spaß gemacht, darauf zu spielen! Die Bilder werden professionell mit Stativ und Selbstauslöser gemacht, damit wir auch alle drauf sind. Allerdings nur mit seinem Apparat, so habe ich die Bilder noch nicht.

Später frage ich, ob auf meiner Strecke ein Aldi sei, weil Balous Futter zur Neige geht. Als „Antwort“ setzt sich Herr Strobach ins Auto und besorgt in der naheliegenden Raiffeisen-Genossenschaft einen großen 7,5kg Sack Hundefutter. Unglaublich nett!!!

Noch ein paar Fotos mit Bruno, ein herzlicher Abschied von Herrn und Frau Strobach, dann sind wir drei wieder auf der Straße.

 

Die Wege sind prima zu fahren, wir kommen gut voran. Aber es wird eine lange Etappe heute.

 

Kurz vor der Brücke muss ich auf die (nicht sehr große) Hauptstraße. Ein riesiger LKW steht im Weg. Die Straße wird wie ein Flickenteppich an ganz vielen Stellen neu gemacht, mit frischem Bitum und darüber einer dicken Splitschicht. Zwei Arbeiter kommen auf mich zu und raten mir dringend ab, über die reparierten Stellen zu fahren. Der Bitum sei noch weich und könne sich in den Hufen festsetzen. Es ist der einzige Weg zur Brücke, die Arbeiter können nicht wissen, dass ich nicht nur einfach eine Ausfahrt mache, sondern von A nach B möchte. PKWs fahren ohne Schwierigkeiten über die Straße. Einige hundert Meter weiter fährt die Monstermaschine, die alle Arbeitsgänge in einem erledigt. Bisher ist nur die rechte Seite neu gemacht. Ob ich nicht links vorbeifahren kann? Laut Aussage der Arbeiter fährt die Maschine noch in die gleiche Richtung, ich müsste also nicht an ihr vorbei. Nix wie los! Eine andere Wahl habe ich nicht. Höchstens 50m vor der Brücke, auf der nicht mehr repariert wird, kommen zwei weitere Arbeiter und sagen, ich müsse umdrehen. Die große Maschine beginnt ihren Weg auf mich zu. Aber sie kann nicht den Motor kurz abschalten, nicht zurückfahren oder oder oder. So komme ich wirklich nicht vorbei, neben der Straße ist ein Graben, es gibt kein Durchkommen.

 

Also wende ich, und fahre auf der noch nicht erneuerten Straßenseite zurück, bis ich in einen Feldweg zwischen zwei Rapsfeldern abbiegen kann. Dort warten wir, bis die riesige Maschine an uns vorbei ist. Dummerweise sind jetzt beide Straßenseiten an ganz vielen Stellen neu gemacht. Nur in der Mitte gibt es einen schmalen Streifen, wo nichts neu gemacht wurde. Dieser Streifen ist aber nur 30-40cm breit... Eine Slalomfahrt beginnt. Bruno ist großartig. Ich glaube, dass wir wirklich mit keinem Huf richtig auf die neuen Stücke gekommen sind! Besonders schwierig ist die Geschichte, da es auch außer mir noch Verkehrsteilnehmer gibt, nicht so viele, aber einige von jeder Seite. Ab dem Brückenanfang ist es dann endlich geschafft, da wurde nichts erneuert.

 

 

Die weitere Fahrt ist unproblematisch, die Wege wunderschön. Nach knapp 35km sind wir in Loccum. Ich rufe wie vereinbart den Förster an, der mich erwartet. Ich werde mit dem Rad abgeholt und die letzten Meter begleitet. Es ist großartig, durch das Tor ins Klostergelände einzufahren, auch wenn ich zuerst nicht ganz sicher bin, ob wir auch durchpassen.

 

 

Bruno darf auf eine große Wiese mit zwei Mutterkühen und ihren Kälbern. Sie werden zur Landschaftspflege gehalten. Das Gras geht Bruno teilweise bis zum Bauch. Von den Kühen ist er recht unbeeindruckt, er kennt sie ja von zuhause. Eine der Mutterkühe ist aber sehr in Sorge und galoppiert lange unruhig über die Wiese. Wenn sie sich nicht beruhigt, muss Bruno auf eine andere Wiese umziehen, aber dazu kommt es nicht.

 

Da Herr Sierk noch arbeiten muss, sehe ich mich allein auf dem Klostergelände um. Es ist super schön, besonders mit den hübschen Teichen. Balou fällt auch gleich in einen herein; es war – glaube ich – nicht ganz unabsichtlich...

 

Wir verlassen die Klostermauer und wandern durch einen wunderschönen Wald.

 

 

 

 

Um halb sieben sind wir am Haus des Försters verabredet, dann kommt seine Frau Anette von der Arbeit und wird mir Toilette etc. zeigen. Wir essen zu Abend und wollen anschließend mit den Hunden eine Runde durch den Wald gehen. „Carlos“, ein ganz lieber, hübscher Jagdhund und Balou verstehen sich von Anfang an bestens. In wilden fünf Minuten tobt Balou mitten durch eine grau-braune nicht sehr angenehm duftende „Suppe“ - wie er nachher aussieht und riecht wollt ihr euch nicht vorstellen!! Und wir haben auf unserer Reise zwangsläufig keine getrennten Betten... Zur Säuberung bekommt er mehrfaches Zwangsschwimmen im sauberen Teichwasser verordnet. Das macht er gerne! Unser Weg führt uns zu einer riesengroßen Reitanlage, wo ihre beiden Schwarzwälder Stuten stehen. Die möchte ich natürlich unbedingt sehen, sie werden auch gefahren.

 

Die Stuten sind „echte“ Kaltblüter: Sie wirken doppelt so groß und massig wie mein kleiner Bruno.

 

 

Als wir zurück sind, ist Balou fast trocken und riecht auch nicht mehr fürchterlich. Ein Glück!

Bruno hört nicht auf zu fressen, selbst im Liegen...

Morgen werde ich erst am frühen Nachmittag losfahren, denn die heutige Etappe war sehr lang und ich möchte die schöne Umgebung noch genießen.

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elfter tag

 

Das frühe Losfahren klappt wieder nicht. Zu lange rede ich beim Frühstück mit Sabine. Es ist so witzig, dass sie auch an einer Förderschule im Wittekindshof arbeitet. Erst um halb zehn rufe ich bei dem „Planenmenschen“ an. Ob es klappt?? Ja, die Leute sind sehr nett und unkompliziert. Ab 13Uhr könne ich kommen. SUPER!! Also wird es doch mein favorisierter Plan B.

Bis ich loskomme ist es schon elf. Ich werde nur die Hauptstraße fahren, ganz ohne Karte, denn auf meinen Karten ist Warmsen nicht mehr drauf. Aber das macht nichts, ich bin voller Vorfreude auf den neuen Reißverschluss!!!

Ein herzlicher Abschied.

 

Schon im nächsten Ort werde ich von einem Autofahrer angehalten. Er hätte mal ne Frage... Ob er mich wieder buchen möchte? Das wurde ich schon häufiger gefragt. Nein. Er baue gerade auch einen Planwagen für einen Freund oder Verwandten und wollte sich meinen gerne etwas genauer anschauen. Sind die Fenster in der Plane sinnvoll? Muss das Dach so nach vorne gezogen sein? Dies und andere sind seine Fragen. Er bedauert, keinen Fotoapparat zu haben, so nenne den Namen meiner Homepage, dort ist der Planwagen ja mehrfach zu sehen. Es ist ein nettes Gespräch, aber ich habe etwas Zeitdruck, der Weg ist noch weit und wer weiß, wie lange die netten Menschen mit dem Planengeschäft auf mich warten? So erzähle ich kurz mein Reißverschlussproblem und das „Rendevous“ bei Firma Bödeker und entschuldige mich. Ob sein Freund den Planwagen in Warmsen denn mal anschauen könne? Natürlich. Weiter geht es.

Bruno geht wieder flott voran, und plötzlich sehe ich noch einige Kilometer vor Warmsen auf der linken Straßenseite ein großes Schild von der Planenfirma! Hier ist das Büro und das Wohnhaus. Aber ich muss noch weiter.

 

In einem Vorort von Warmsen hält eine Gruppe von Radfahrern vor einem Lebensmittelgeschäft. Ich frage sie, nach Firma Bödeker. Über die Straße und nach 200m auf der linken Seite, ist die Auskunft. Welch Glück, dass ich gefragt habe, und nicht noch die restlichen Kilometer nach Warmsen gefahren bin!! Allerdings scheine ich bei der Beschreibung nicht gut zugehört zu haben, denn ich finde die Firma nicht. Stattdessen treffe ich die Radfahrer wieder. Sie amüsieren sich, dass ich falsch gefahren bin und schicken mich auf den richtigen Weg. Nach wenigen Metern bin ich da und binde Bruno an einen Laternenmast. Ein netter Mensch lässt alle Arbeit stehen und hilft mir sofort, die hintere Plane abzumachen. Außerdem zeigt er mir eine Rasenfläche, auf der ich Bruno grasen lassen kann. Es dauere nicht lang, versichert er mir.

 

 

 

Nur wenige Minuten später, ich habe gerade den Zaun für Bruno fertig und möchte mit Balou Frisbee spielen, da kommt er schon mit der Plane und einem funkelnagelneuen Reißverschluss wieder. In extra stabiler Ausführung, berichtet er mit einem Lächeln, und schnallt die Plane wieder ein. Absolut happy öffne und schließe ich den neuen Reißverschluss einige Male. Er „schnurrt“ nur so – suuuper!! Und ich hatte schon überlegt, ob ich ihn überhaupt irgendwo vor Danzig reparieren lassen kann...

Der nette Mensch nimmt nur den Freundschaftspreis von 15 Euro, macht noch einige Fotos von Bruno und dem Planwagen für seine Tochter und geht zurück an seine Arbeit.

Ich möchte heute nicht mehr so lange fahren, halte schon bald Ausschau nach einem Quartier. Zu wem gehören wohl die schönen mit Holz eingezäunten Wiesen? Eine Dame steigt aus einem Auto, ich frage sie. Ihr Mann könne mir eventuell weiterhelfen. Er ist aber noch nicht zuhause. So unterhalten wir uns, bis er kommt. Ich habe großes Glück, wir dürfen auf eine riesig große Wiese, vier Morgen groß, wie ich später erfahre. Herrn Strobachs beiden Pferde leben hier auch im Winter auf einer sehr großen Fläche der Wiese. Es gibt auch einen schönen Offenstall, der geschützt an einer Baumgruppe steht. Dort hinein gehen die Pferde aber nur sehr selten, auch im Winter kaum, erzählt mir Herr Strobach. Er ist der hiesige Arzt, kennt jeden in der Umgebung und fährt mit seinen beiden schicken braunen Pferden auch Kutsche.

Eine Tagesetappe von hier entfernt kennt Herr Strobach ein sehr schönes Quartier für mich, im Kloster Loccum, und meldet mich telefonisch an. Um meine Route dorthin festzulegen, kommt extra ein Bekannter, der sich auch gut in der Gegend auskennt. Ich bin noch immer im „Niemandsland“ außerhalb meiner Karten. Die Route ist weitgehend festgelegt, und wir fahren sie bis zur Weser sogar noch mit dem Auto ab. Danach sei der Weg einfach zu finden. Balou darf auch mit, obwohl das Auto ganz neu aussieht...

Ich notiere den Weg auf dem Kartenrand, bis wir wieder „in“ der Karte sind und die Wege wie gewohnt markiert werden können.

Ich werde zum Abendessen eingeladen, wir reden noch lange. Es ist einfach wieder ganz unbeschreiblich nett!!! Ich bin überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft.

 

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Zehnter Tag

 

Heute morgen habe ich den Luxus von blitzschnellem Internet. Es gibt kein WLAN, aber ich darf den PC im Büro nutzen. Leider habe ich gar nicht sooo viel geschrieben, aber wenigstens ein paar Tage kann ich neu hochladen. Wenn die Verbindung so schnell ist wie hier, geht es wirklich gut. Ich habe mich ein wenig eingearbeitet.

 

 

Das Wetter ist heute wieder gnädig. Wind und Regen von vorn sind vergessen. Nach knapp drei Stunden Fahrt machen wir am Wegesrand Rast. Ganz in der Nähe ist ein Mühlenfest mit sehr vielen Besuchern. Bruno unterbricht immer wieder sein Fressen und lauscht der Musik. Viele Radfahrer und Fußgänger kommen vorbei und bestaunen uns drei.

 

 

Als ich weiterfahre, sehe ich in der Ferne eine Kutsche mit einem dunklen Pferd davor. Schade, dass sie so weit weg sind, sonst könnte ich schon nach einer Unterkunft fragen. Dann biegen sie auf einen Fahrplatz ab. Er ist durch die „Kegel“ auch aus der Ferne schon als solcher zu erkennen. Aber die Kutsche dreht nur eine Runde und verschwindet im flotten Trab aus meiner Sichtweite.

 

So halte ich Ausschau nach weißen Elektrobändern, daran sind Pferdeweiden auch aus großer Entfernung meist gut zu erkennen. Nicht weit vom Fahrplatz entfernt sehe ich einladende Weiden. Dort werde ich nachfragen.

 

Welch Überraschung, als ich die Kutsche und das Pferd auf der Stallgasse sehe...

 

Wir dürfen bleiben, die eigenen Pferde müssen nur schnell von der Wiese geholt werden, damit Bruno drauf kann. Weil das Gras nicht mehr kniehoch ist, bekommt er zusätzlich noch Heu. Und – zu allem Überfluss – einen großen Eimer ganz frisch gewalzten Hafer, um den Kraftfuttervorrat aufzufüllen.

 

Der Planwagen steht windgeschützt direkt am Haus. Erstmals habe ich dank eines Verlängerungskabels sogar in meinem Planwagen Strom. Dazu noch WLAN, wenn das kein Luxus ist!! Die Tochter räumt für mich das Bad, das ich durch eine Seitentür direkt neben meinem Planwagen erreichen kann.

 

Ich werde zum Kuchenessen eingeladen. Dabei stellt sich heraus, dass Sabine wieder eine Kollegin ist!! Sie hat gerade zum ersten Mai ihre Ausbildung zur Fachlehrerin beendet und arbeitet nun auch an einer Förderschule...

 

Irgendwie stoße ich immer auf Pädagogen!

 

Während des Kuchenessens berichte ich auch von meinem kaputten Reißverschluss. Auch wenn ich allmählich etwas routinierter im fädelnden Verschließen bin, ist es doch zeitaufwendig und lästig. In Warmsen, ca. 20km nördlich, gibt es einen „Planenmacher“, erfahre ich. Später am Abend wird mir die Telefonnummer noch gebracht. Als ich Warmsen auf meiner Karte suche muss ich bemerken, dass es einige Kilometer außerhalb liegt. Macht nichts, ich bekomme einen Computerausdruck. So gibt es für meine Route morgen Plan A (den ursprünglichen Weg) und Plan B, nach Warmsen, zum Reißverschlussreparieren. Ich würde Plan B bevorzugen... Nee, das wäre einfach zu schön um wahr zu sein, wenn ich wieder – und noch dazu soo schnell – einen Reißverschluss hätte!!! Aber die Entscheidung wird erst morgen fallen, wenn ich telefoniert habe.

 

Während ich abends noch ein wenig schreibe, bekomme ich ein leckeres Eis von der Eisdiele gebracht. Sooo nett!!

 

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neunter Tag

Die Nacht war richtig kalt, aber wir haben nicht gefroren. Balou schlief erstmals in Foulkis Wintermäntelchen und ich habe sooo viel angezogen, plus Schlafsack, Zudecke und noch einer Decke, dass es kuschelig warm war. Auch Bruno scheint sehr vergnügt. Das lange Gras ist verschwunden, sein Bauch wirkt runder...

 

Während ich dusche, wird Balou als Gefährte für die ganz junge Golden Retrieverhündin auf eine Spaziergang mitgenommen.

 

Beim Frühstück erfahre ich, dass Norbert, der nette Mensch mit dem Telefonbuch, auch Beziehungen nach Danzig hat: Auch seine Mutter kommt von dort...

 

Auf meinem Weg brauche ich wirklich keine Karte. Das ist prima. Aber das Wetter ist teilweise nicht prima: Als wir vom Wiehengebirge hinabfahren, beginnt es zu Hageln. Armer Bruno!! Balou verkriecht sich erstmals hinter meinen Sitz auf die Decke. Zum Glück dauert es nicht so lange. Aber es bleibt recht kalt. Erst kurz vor Rabber, wo meine „Ortskenntnis“ endet und wir auf einer schönen Wiese eines Geflügelhofes mit glücklichen Hühnern Pause machen, kommt kurz die Sonne raus. Herrlich!!

 

 

Am Ende unserer Nachmittagsetappe wird es noch einmal richtig ekelig. Wind und Regen frontal von vorn! Bruno mag so nicht weitergehen. Zum Glück dürfen wir beim ersten Nachfragen unser Nachtlager auf einer großen Wiese aufschlagen. Sie gehört zu einer Wohngruppe mit sechs Jungs...

 

Der Regen hört auf, die Sonne zeigt sich noch einmal. Während ich einen Teil der Wiese mit kniehohem Gras einzäune, kommen die Bewohner um zu sehen, wer denn da zu Gast ist.

 

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Achter Tag

Das superschöne Sommerwetter ist vorbei. Laut Vorhersage kommt Wind und Regen, es soll kalt werden. Aber vielleicht haben wir ja Glück.

Nach gemütlichem Frühstück und Kartenzeichnen will ich noch schnell die Homepage aktualisieren.

 

 

Ich habe alles vorbereitet, es muss nur hochgeladen werden. Aber irgendwie ist die Verbindung sehr langsam und es dauert und dauert. Zu guter Letzt vergesse ich auch noch, die mühevoll fertiggestellte Seite öffentlich zu machen, aber das bemerke ich erst viel später...

 

Silke bedauert sehr, nicht mitfahren zu können, aber die Konfirmation bei Dresden ist nicht zu verschieben. Ausgestattet mit einem Lunchpaket mache ich mich gegen 14 Uhr auf den Weg.

 

Obwohl ich dick angezogen bin, ist es ungemütlich kalt. Dann passiert Balou noch ein Missgeschick: er möchte hinten raus gucken und zerstört dabei den Reißverschluss von meiner Plane, der sowieso nicht mehr richtig funktionierte. Mist, nun fegt der Wind auch von hinten herein. Während der Fahrt kann ich daran nichts ändern; ich werde versuchen, ihn im Nachtlager notdürftig zu verschließen.

 

Als ich beginne, nach einem Quartier Ausschau zu halten, scheint es kein einziges Pferd und auch keine mögliche Wiese auf meiner Strecke zu geben. Das kann doch nicht sein!!

 

Dann, endlich, eine perfekte Wiese – leider schon besetzt und zudem ist niemand zu Hause. Ein Nachbar kommt aus dem Garten und ist ganz hilfsbereit. Mit Hilfe eines Telefonbuchs nennt er mir die Nummern von Pferdeleuten aus der Umgebung. Ich möchte nicht vergeblich in die falsche Richtung fahren, denn es ist nicht nur etwas spät und kalt, sondern auch noch hügelig. Aber es ist Pfingsten, und die niemand geht ans Telefon. Beim gefühlt zehnten Versuch, meldet sich ein Shettyfahrer, der nur wenige Meter entfernt wohnt. Vielleicht habe ich nun doch noch Glück.

 

Ja, wir dürfen bleiben. Bruno wartet auf einem Paddock, bis ich ein Stück Wiese mit ganz hohem Gras abgesteckt habe. Alles perfekt. Ich werde ins Haus eingeladen. Bei leckerem Eis studieren wir die Karte. Für morgen steht die Überquerung des Wiehengebirges auf dem Plan. Im „Gebirge“ ist die Streckenplanung besonders wichtig. Ich hatte im Voraus einen schönen Weg ausgesucht, der aufgrund von Bauarbeiten leider gesperrt ist... Nachdem Die Alternativstrecke eingezeichnet ist, bekomme ich den Weg sogar noch live gezeigt: Zusammen mit Enkel Lasse fahren wir die Strecke mit dem Auto ab. Welch ein Luxus!! Morgen werde ich „ortskundig“ ohne Karte fahren... Anschließend erzählen wir noch länger. Es gibt viele gemeinsame Bekannte: Ricker, Rohmann, Ahlmann... Plötzlich ist es kurz vor elf. Ab ins Bett!

 

 

 

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siebter Tag

 

Noch bevor der Wecker klingelt hole ich meinen Laptop hervor und beginne zu schreiben. Die Sonne ist gerade aufgegangen, es ist wunderschön. Immer wieder werde ich durch die Pferde abgelenkt, die im Morgenlicht ausgelassen miteinander spielen. Ein wunderschönes Bild!!

 

Köstliche Bratkartoffeln zum Frühstück, meine neu geschriebenen Texte auf die Homepage basteln, packen. Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Der fällt mir heute schwer. Kurz vor zwei rollen wir vom Hof.

 

Das Wetter ist wieder wunderschön sommerlich, die Landschaft wie gemalt, Bruno geht fleißig vorwärts. Es ist schon ein Traum...

 

Auch wenn Bruno ganz fit und ausgeruht ist, möchte ich heute „nur“ den Teutoburger Wald überqueren, denn die Hügel sind anstrengend.

 

Mit einer Nachfrage kommen wir zur großen Straße, die parallel zur Autobahn gen Norden führt. Wir fahren auf dem Radweg, um den Verkehr nicht zu sehr zu stören. Mit unseren 6 km/h kommen wir zwar gut voran, aber die Autofahrer haben es eiliger...

 

Welch Überraschung, als wir uns gen Osten wenden: Plötzlich sind wir wieder im Sauerland!!!

 

 

Kurz darauf sehen wir Pferde auf saftigen Wiesen. Ob das unser nächstes Quartier wird?

 

Ich biege zu früh ab, aber kleine Jungs mit Fahrrad und Kettcar zeigen mir den richtigen Weg.

 

Ganz offen, nett und unkompliziert werden wir aufgenommen. Silke fährt selbst Haflinger und bedauert sehr, morgen nicht für einen Tag mitfahren zu können. Als Fahrerin kennt sie natürlich auch Herrn Ricker in Dülmen...

 

Wir dürfen auf eine wunderschöne Obstwiese, Bruno ist begeistert von dem vielen Gras. Und – welch Luxus – ich habe im Planwagen Wlan-Zugang und spreche zwei Stunden lang über Skype mit Kasia und Marek. Es ist unfassbar, dass sie so sehen können, wo ich gerade bin. Die Technik ist schon prima, wenn man sie bedienen kann und sie funktioniert ;-)

 

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sechster Tag

Für heute habe ich die Überquerung des Teutoburger Waldes geplant. Ich möchte erst mittags los und den Vormittag noch für meine Homepage nutzen. Ruth ist super fit mit dem Computer und hilft mir bei allen Problemen. Allerdings dauert das Schreiben doch immer lange, und um 20 nach drei habe ich die Erlebnisse der ersten beiden Tage und eine Menge Fotos erfolgreich auf der Homepage.

 

Für eine Weiterfahrt ist es schon spät, ich darf noch eine Nacht bleiben. Vielleicht schaffe ich es ja noch, die anderen Tage aufzuschreiben und hochzuladen?

 

Die Überraschung des Tages ist, als der Hufschmied in einem Gespräch über Wanderfahren oder Fahren allgemein erwähnt, dass er seine Kutsche am folgenden Tag nach Dülmen zu „Kutschen Ricker“ zur Reparatur bringen will... Dort, wo ich am Samstag gestartet bin! Ich bitte ihn, ganz herzliche Grüße von mir auszurichten. Wieder einmal erscheint die Welt ganz klein...

 

Ich schaffe es, den Tag wunderbar zu verquatschen, ohne weiter zu schreiben. Macht nix, dann stelle ich den Wecker morgen ganz  früh.

 

Aber an dieser Stelle möchte ich noch einmal ganz ausdrücklich und entschieden gegen das Vorurteil sprechen, in Deutschland gäbe es keine Gastfreundschaft. Wie schon auf meinen früheren Fahrten erlebe ich immer wieder eine absolut unbeschreibliche Gastfreundschaft!!!!

 

DANKE!!!!!

 

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Fünfter Tag

Um 6.15 Uhr klingelt der Wecker, denn um halb sieben gibt es schon leckeres Frühstück. So sind wir um neun schon wieder unterwegs.

 

Für die Mittagspause habe ich mir fest vorgenommen, Texte für die Homepage zu schreiben. Aber damit klappt es wieder nicht. Ein sehr netter syrischer Junge, der  zusammen mit seiner Familie seit zwei Monaten mit auf dem Hof lebt, gesellt sich zu mir und erzählt und erzählt in gebrochenem Deutsch.

Bevor ich weiterfahre, darf er noch ein wenig auf Bruno reiten, das hat er sich gewünscht. Mahmoud strahlt!

Die Integration einzelner Flüchtlingsfamilien auf dem Land funktioniere sehr gut, wird mir von der Hofbesitzerin bestätigt. Ihr ausgesprochen liebevoller, natürlicher Umgang mit Mahmoud  ist nicht zu übersehen. Und Mahmoud erzählt mit leuchtenden Augen, dass er in Deutschland bleiben möchte. Für immer. In Syrien ist alles kaputt. Auf der Flucht sind Babys gestorben... Manchmal unterbricht er seine Erzählungen, weil die Erinnerung zu schmerzhaft ist. Mit seinen 13 Jahren hat er schon unendlich viel erlebt. Aber er blickt nach vorn. Jetzt besucht er die Hauptschule, aber wenn er gut ist, kann er auf die Realschule gehen. Für das Gymnasium muss man Englisch sprechen. Das kann er noch nicht...

Ein schönes Beispiel für gelungene Integration!

 

In Bad Iburg fahre ich einen sehr schönen Pferdehof an. Die 15 Pferde werden in einer Herde gehalten, statt Boxen gibt es zahlreiche Unterstände und neben Weideflächen ein gut durchdachtes Auslaufgelände mit befestigten Rundgängen und liebevollen Details wie Rückenbürstenanlagen usw.

Wir werden ganz unbeschreiblich herzlich aufgenommen. Danke Ruth, Danke Georg!

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Vierter Tag

Bei bestem Wetter geht es weiter. In den ersten 3 Tagen haben wir schon 60 Kilometer hinter uns gebracht. Viel, für die ersten Tage. Auch heute läuft Bruno flott voran. Balou ist gelassener auf dem Planwagen. Immer wieder setzt oder legt er sich auch hin. Manchmal schläft er sogar kurz. Das hätte ich am ersten Tag nicht gedacht, da habe ich noch überlegt, ob und wann er sich wohl zum ersten Mal während der Fahrt hinlegen wird...

 

Gleich auf den ersten Kilometern fahren wir an einem Aldi vorbei. Da mein Hundefuttervorrat schrumpft, würde ich gerne einkaufen. Aber auf dem großen Parkplatz ist keine Anbindemöglichkeit für Pferde vorgesehen... So kann ich Bruno nicht allein lassen. Ich bitte eine Frau, für mich einzukaufen. Sie guckt etwas verdutzt, nimmt aber mein Geld entgegen und bringt ihr Leergut wieder ins Auto zurück, um zuerst nur meinen Einkauf zu erledigen. Sehr nett!! So ist Balous Futtervorrat für die nächste Woche gesichert.

 

Unsere Mittagspause machen wir auf einer Rasenfläche eines schönen Anwesens, das gerade renoviert wird. Es gibt dort auch eingezäunte Weiden, aus diesem Grund habe ich dort gefragt, aber uns wird die Rasenfläche angeboten. Bruno ist damit auch zufrieden, und ein Zaun ist schnell errichtet, dank meines mobilen Weidezauns. Die leichten Stäbe und die Kurbel zum Aufrollen der Litze haben sich jetzt schon bewährt.

 

Am Nachmittag fahren wir noch 1,5 Stunden dann haben wir wieder ein sehr schönes Quartier. Neben der netten Familie begrüßen uns tausende von Mücken. Ich denke schon über die Ekzemerdecke für Bruno nach, entscheide mich aber doch nur für die Sprühflasche. Mich selbst parfümiere ich mit Autan ein...

 

Auch heute bin ich in einer Lehrerfamilie gelandet: Frau Hagedorn unterrichtet in einer Grundschule...

 

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Dritter Tag

Die Nachricht mit der Druse hat mich doch kribbeliger gemacht, als ich dachte. Ich habe sogar davon geträumt... So bin ich froh, dass ich morgens beim Kreisveterinäramt anrufen kann. Ich werde mit meiner Frage direkt zum Kreisveterinär durchgestellt. Er gibt Entwarnung, hält eine eventuelle Routenänderung für völlig übertrieben und klärt mich gut über Druse auf.

 

 

Erleichtert mache ich mich an das morgendliche Packen. In meinem kleinen Planwagen ist kein Platz für Unordnung; alle Sachen haben ihren ganz festen Platz. Während ich packe, bekomme ich eine Tasse Tee gebracht. Wie nett!! In einer soo großen Anlage hätte ich das niemals erwartet. Ich unterstelle immer, dass es dort sehr unpersönlich und rein kommerziell zugeht. Hier nicht. Meine Bitte, die Wasserflaschen mit Trinkwasser aus dem Haus aufzufüllen, wird nicht erfüllt: Ich bekomme neue Flaschen mit Mineralwasser zum Mitnehmen...

 

 

Nach einem längeren Spaziergang mit Balou geht es los. Wieder ist wunderbares Wetter, die Wege zudem sehr schön. Auf kleinen, vielfach  neu asphaltierten Straßen durch Feld und Wald geht es gut voran. Nach ca. 15 km beginne ich, nach einem Plätzchen für die Mittagspause Ausschau zu halten. Wir fahren an vielen passenden Wiesen vorbei, aber die verantwortlichen Menschen sind nie zu hause. Entweder keiner ist da, oder man kann nicht entscheiden. Sehr schade!

Nach weiteren 6 km  entscheide ich mich für eine hübsche Grasfläche am Rand eines Kornfeldes. Dort spanne ich aus, lasse Bruno frei grasen und baue den mobilen Zaun auf. Balou muss warten, bis der Zaun fertig ist. Dann darf er endlich Ballspielen. Später, als wir in der Sonne faulenzen, kann ich meinen Augen kaum trauen: Da kommt ein Planwagen!!

 

Kutscher und Mitfahrer staunen ebenso, als sie mich sehen. So erzählen wir etwas und ich nutze die Gunst der Stunde, um nach dem weiteren Weg zu fragen. Ein ortskundiger Planwagenfahrer kennt alle verwerflichen Schranken und „Pöller“. Mit sicherem Blick auf meine Karte erkennt er auch gleich einen Weg, der für mich unpassierbar ist und zeichnet eine Alternativstrecke. Welch ein Glück!

 

 

Auch beim Nachtquartier habe ich wieder Glück: Alles ist perfekt, Bruno hat eine schöne Wiese neben Schafen und Hühnern. Tochter Anna backt mit ihrer Freundin Kuchen und bringt ihn zu mir. Wie nett! Aber die größte Überraschung ist es, als Petra und ich herausfinden, dass wir Kolleginnen sind!! Sie arbeitet an der KME Schule in Oelde! Die Welt ist sooo klein! Ein Kollege von ihr hat das Referendariat in Olpe gemacht... So haben wir einiges zu erzählen, es ist einfach supernett. Und morgen hat sie ihren freien Tag – tolles Timing!

 

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zweiter Tag

Nach guter Nacht und köstlichem Frühstück geht es weiter. Balou scheint sich schon an den Ablauf gewöhnt zu haben. Er ist einfach großartig!!! Und Bruno natürlich auch!!! Nach zwei Stunden im flotten Schritt unterwegs, denke ich an eine Pause. Wir haben Glück, auf dem Weg neben einer Pferdewiese steht eine Frau. Gerne darf Bruno auf die Wiese, Balou und ich bekommen zu Trinken. Dann geht es weiter. Ich bin erstaunt, wie flott wir voran kommen, obwohl wir nur Schritt fahren. Es sind schon 20 km. So weit wollte ich in den ersten Tagen doch gar nicht fahren. Am Kanal habe ich erstmals Schwierigkeiten mit der Strecke: Ungeliebte „Pöller“ versperren den Weg. Heute ist Sonntag, es ist bestes Wetter, unzählige Radfahrer sind unterwegs (ich bin ja ganz in der Nähe der Fahrradstadt Münster), d.h. ich werde meinen bei OBI erstandenen Dreieckschlüssel keinesfalls benutzen. So fahre ich eine nicht so hübsche Strecke. In einer großen noblen Reitanlage darf ich Bruno abseits auf eine riesige Wiese mit unendlich viel Gras stellen. Ob er denn so viel Gras gewohnt sei?  Bruno hat keine Bedenken und sieht äußerst zufrieden aus! Am Abend erzählt  mir die Seniorchefin von Drusefällen im Kreis Warendorf und von abgesagten Turnieren. Oh je, ich werde morgen beim Kreisveterinäramt anrufen und nachfragen. Ob ich meine Routenplanung daraufhin verändern sollte, wie sie mir eindringlich riet?

 

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Erster Tag

Nach sehr kurzer Nacht von 2-4 Uhr - so ganz fertig ist man (oder bin ich) ja nie... - rolle ich kurz vor sechs mit Bruno im Hänger vom Hof. Der Abschied von Tissa fällt mir nicht leicht, aber ich weiß ihn ja in guten Händen. Eine gute Stunde später steigen in Witten Anke und Sonja ein, sie werden Konrad und den Hänger später von Dülmen nach Witten zurückfahren.

 

Schon kurz nach acht sind wir in Dülmen, dort wartet mein Planwagen schon, mit neuen Reifen, gewarteten Bremsen und einem neuen Tacho. Anke und Sonja helfen beim Packen des Planwagens, während Bruno auf einem Sandpaddock interessiert dem Anspannen eines schicken Zweispänners von Herrn Ricker zusieht. Mein Packen ist noch nicht beendet, als Herr Ricker los muss. Darum hole ich Bruno nur kurz für ein Erinnerungsbild dazu. Kurz vor zwölf ist es dann so weit. Alles ist gepackt. Ob ich nichts vergessen habe??


Sonja fährt 1,5 Kilometer mit, Anke macht die ersten Bilder. Dann müssen Anke und Sonja los, ich fahre allein weiter. Ich fühle mich wie „zu Hause“ auf meinem Planwagen. Balou ist noch aufgeregt, aber mit seinem Geschirr festgeschnallt kann er mal vorne, mal hinten herausschauen. Nur Hinlegen ist noch unvorstellbar. Bruno ist noch nicht so cool wie gewohnt, er findet die fremde Umgebung noch gruselig und sieht anfangs noch das eine oder andere Gespenst. Es ist ja auch ein Unterschied, in Tecklinghausen durch den Wald zu laufen, oder jetzt durch den Verkehr mit unzähligen Treckern und LKW. Das gibt sich aber bald; er wird gelassener.

 

Nach zwei Stunden und dreizehn gefahrenen Kilometern frage ich in Hiddingsel nach einem Schlafplatz, und werde nur einige Meter weiter zum nächsten Haus begleitet. Dort bekommt Bruno eine wunderbare kleine Wiese mit gaaanz viel Gras, der Planwagen steht idyllisch unter hohen Bäumen. Alles ist prima! Ich bekomme sogar den Wlan Zugang, und versuche mich im Schreiben – ohne Erfolg, wie ihr schon wisst.

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Mein erster Blogartikel - mit Hilfe von Ruth erstellt

Heute ist schon der sechste Tag. Alles ist prima. Meine beiden Reisegefährten Bruno und Balou sind großartig; ich kann mir keine besseren vorstellen. 110 km liegen schon hinter uns, wir haben viele sehr nette Menschen getroffen und hatten immer ausgezeichnete Quartiere.

 

Wir sind in Bad Iburg, südlich des Teutoburger Waldes, in einem kleinen wunderschönen Reitstall. Heute werden wir den Teutoburger Wald überqueren.

 

Nur mit der Technik habe ich so meine Schwierigkeiten... Darum schreibe ich auch erst jetzt erfolgreich. Geschrieben habe ich schon ausführlich am zweiten Tag, leider konnte es niemand lesen, da der Computer mich rauswarf, bevor ich es gespeichert hatte...

 

Anschließend mochte ich nicht mehr alles noch einmal schreiben, aber die Fotos könnte ich ja hochladen, dachte ich... Aber mein lieber PC spielt Memory mit mir: Sobald ich die Fotos öffne, dreht er sie um und ich kann sie nicht sehen. In diesem Zustand ist es äußerst beschwerlich, Fotos für die Homepage auszuwählen, so dass ich auch davon Abstand nahm. Gestern Abend zeigte Ruth mir eine Möglichkeit, die Bilder zwar nicht als Übersicht mit Nummern anzusehen, aber wenigstens einzeln, so dass ich heute einen neuen Anlauf nehme. So erzähle ich jetzt mal in Kurzform die wichtigsten Ereignisse der ersten Tage.

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