dreizehnter Tag

 

In dieser idyllischen Umgebung haben wir ausgezeichnet geschlafen, jedenfalls Balou und ich. Bruno sieht mehr so aus, als hätte er die Nacht ausschließlich zum Fressen genutzt: Der Bauch ist runder, das Gras sieht nicht mehr sooo lang aus... Auf jeden Fall sieht er ausgesprochen zufrieden aus!!! Wir frühstücken, ich darf eine Maschine Wäsche waschen – genial!!

 

Balou bleibt kurz bei Anette, während ich die Kirche besichtige. Die beiden verstehen sich ausgezeichnet; ich höre kein Bellen, als ich zurückkomme! Anschließend verwandle ich mein Schlafzimmer wieder in ein Wohnzimmer. Eigentlich möchte ich ein wenig schreiben, aber stattdessen hole ich alle Landkarten hervor und wandere von einer Karte zur nächsten bis zur Grenze. Ich liebe diese Landkarten!! Dann rufe ich bei Tini in Ahnsbeck an, wo ich vor knapp zwei Jahren meine Tour abgebrochen habe, wegen der Bremsenplage. Tini ist sehr erfreut, dass wir kommen wollen. Es sind ganz grob geschätzt noch 80 km, also rund vier Tagesetappen. Ich werde mich übermorgen noch einmal melden, dann kann ich sicher abschätzen, wann wir da sein werden. Wie schön, ich freue mich auf das Wiedersehen!!

 

 

Anschließend gehen Anette und ich noch einmal mit den Hunden in den Wald. Balou ist wieder außer Rand und Band: schon auf dem Weg in den Wald, am Teich vorbei, springt er unaufhörlich ins Wasser und schwimmt und schwimmt, kommt wieder heraus und schwimmt und schwimmt. In seinen Genen muss auch ein Labrador stecken! Ohne Leine saust er die Waldwege auf und ab und apportiert mit Begeisterung die Stöckchen. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir noch nicht weiterziehen!

 

Vor dem Mittagessen räume ich noch begeistert meine duftende, trockene Wäsche in die Kiste. Unterwegs hat man zu manchen Dingen eine ganz andere Einstellung, bzw. sie haben einen ganz anderen Stellenwert.

 

Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Putzen, anspannen, los geht es. Anette begleitet mich auf dem Rad bis zur richtigen „Einflugschneise“ Richtung Rehberg. Sie fährt dann weiter zur Arbeit. Danke, es war wieder wunderbar!!!

 

 

Der Weg ist schön und ganz einfach zu finden. Abseits vom Verkehr darf Balou wieder laufen. Ich bin total happy, dass das jetzt so gut und problemlos klappt. Auf Pfiff saust er jedes Mal zur Kutsche und springt mit einem großen Satz zu mir hoch. Er ist soooo klasse!!

 

Nach 15km erreichen wir Mardorf. Auf die Empfehlung von Sabine aus Lübbecke fahre ich den Isländerhof an. Man kann nicht von der Straße direkt auf die große Anlage fahren, sondern muss das gesamte Gelände mit vielen Wiesen umrunden, um dann von hinten heran zu fahren.

 

Einige nette Menschen kommen interessiert an und fragen, was ich denn so mache. Bald ist auch die Verantwortliche da und sagt leider, dass sie keine Wiese zur Verfügung stellen kann, auch kein kleines Stück. Aber ich hätte Glück, eine Paddockbox sei frei. Ich frage nach Heu, ja, natürlich, und entscheide zu bleiben, es ist ja immerhin eine Paddockbox. Ich spanne aus und bringe Bruno in die leere Box. Ein Mädchen fragt noch, was Bruno denn als Futter haben soll und sagt, er werde gleich gefüttert. Das „gleich“ dauert allerdings. Ich habe ein schlechtes Gewissen Bruno gegenüber und beginne meine Entscheidung zu bereuen.

 

Es ist eine große, nicht ungepflegte Anlage, auf der insgesamt 80-90 Pferde leben. Die Isländer werden in größeren Gruppen gehalten, in Laufställen oder auf Paddocks. Nachts kommen sie teilweise auf die Wiesen, wird mir erklärt, aber sie hätten nicht ausreichende Weideflächen am Hof, so dass nicht alle Pferde draußen stehen können.

 

Obwohl die Anlage insgesamt nicht ungepflegt wirkt, riecht es unangenehm streng nach Pferdemist: Die Paddocks scheinen nicht abgeäppelt zu werden und sehen teilweise entsprechend aus.

 

Eine Stunde nach unserer Ankunft hat Bruno noch immer kein Heu, kein Stroh. Ich frage, ob ich ihm schon etwas geben kann. Nein, sie mache das gleich. Wenn ich angemeldet gewesen sei, wäre alles fertig... Sie wirkt mit meinem spontanen Kommen überfordert oder unzufrieden. Das Heu liegt wenige Meter schräg gegenüber von Brunos Box... Dann, endlich, bekommt er Heu. Allerdings frisst er es nicht. Mein schlechtes Gewissen wächst. Ich wollte das Steinhuder Meer sehen und darum nicht mehr lange suchen. Ich Ego. Das passiert nie wieder, verspreche ich Bruno und bin froh, dass er wenigstens bis zwei Uhr im Paradies stand.

 

Mit gesammeltem Leergut mache ich mich auf den Weg ins Dorf und anschließend zum Steinhuder Meer.

 

 

Gar nicht weit entfernt gibt es viele Pferdewiesen... Ich ärgere mich über mich selbst und bin vor schlechtem Gewissen Bruno gegenüber zum ersten Mal schlecht gelaunt.

 

Bei Rückkehr frisst Bruno noch immer kein Heu, freut sich aber über die mitgebrachten Möhren. Er hat noch weder geäppelt noch gepinkelt. Aber wo auch? Er mag es nicht, wenn es beim Pinkeln spritzt und im Stall ist kein Hälmchen Stroh. Ich gehe mit ihm aus der Anlage heraus und lasse ihn am Wegesrand grasen. Das gefällt ihm. Schon auf dem Weg dahin entleert er sich. Bei Rückkehr frage ich, ob ich ihm etwas Stroh geben kann. Nein, das mache sie später... Wir sind schon 3,5 Stunden da, das Stroh liegt genau gegenüber... Wann wir denn abrechnen?

 

Zum ersten Mal haben wir kein 5 Sterne Quartier. Bevor ich ins Bett gehe hat Bruno eine sehr dünne Strohschicht in der Box. Ich kann nicht anders und gebe noch eine Gabel voll nach.

 

Morgen werde ich früh aufbrechen, damit Bruno möglichst bald auf einer Wiese Pause machen kann. Leider führt der Weg über eine einzige Straße durchs Moor, wir werden also bis hinter Neustadt warten müssen.

 

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