34. tag

 Bruno scheint es besser zu gehen, das ist nicht nur positiv, denn ihm wird langweilig. Ich kann es ihm nicht verdenken: Topfit in bester Kondition, zusätzlich zwangsweise zweimal täglich mit Kraftfutter gefüttert (darunter mische ich seine Medizin, das Equipalazone) und von heute auf morgen ohne Arbeit.

Da kommt auch mein lieber Bruno auf komische Gedanken: Das Gras hinter dem Zaun sieht besser aus, er taucht unten durch. Bisher hatte ich mein kleines Wanderreitzaungerät nicht im Einsatz, aber nun setze ich den Zaun unter Strom. Ohne Erfolg. Es ist zu spät. Nachdem Bruno erfolgreich auf die grünere Seite des Zaunes gelangt ist, kann ihn auch mein kleines Stromgerät nicht abhalten. Wir vergrößern die Weidefläche bis zum Waldweg, aber das ist nicht genug, dort geht er im Galopp durch den Zaun. Vielleicht hat er ihn auch nicht gesehen, denn es ist ganz dünne, kaum sichtbare Litze. Die alten Zaunpfähle liegen danieder. Mist!!

 

Ich mache mir Sorgen um das Bein, denn galoppieren stand noch nicht auf dem Rehabilitationsplan. Wenn er sich jetzt noch ein Eisen abtritt, prost Mahlzeit. In der Schmiedgeschichte sind wir auch noch nicht weiter. Aber meine größte Frage ist: Wie um alles in der Welt soll ich ihn die kommenden Tage auf der Weide halten?? Einen Stall gibt es nicht, außer der beiden Boxen für die Reitponys. Aber die sind jede Nacht belegt. Weiterfahren kann ich noch nicht. Dann käme es vermutlich zum endgültigen AUS.

 

Ganz bezeichnend für dieses Quartier ist, dass ich mit KEINEM Problem alleine da stehe. Nie!!! So einfach und – ich sage mal speziell – die Unterkunft auch ist, aber die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ist unbeschreiblich!!! Zunächst muss Bruno in „Sicherheitsverwahrung“, das heißt in die Box. Es wird nicht täglich gemistet, sondern über gestreut, daher ist die Luft bei diesen Temperaturen recht stickig. Aber das macht jetzt nichts. Astrid und ich beginnen, den Zaun zu restaurieren. Torsten wird angerufen, wann er von der Arbeit da sei, „wir“ müssen den Zaun reparieren. Dann ist die ganze Familie einschließlich dem Sohn Tommy mit Zaunreparatur beschäftigt. Die Stromversorgung für die eignen Weiden und die großen Weideflächen des großen Reit- und Zuchtstalles nebenan wird gekappt, damit Brunos Fläche unter „Starkstrom“ steht. Der wenig sichtbare Zaunteil wird mit vielen gelben Plastikflatterstreifen (aus gelben Müllsäcken gerissen) verziert und somit sichtbar gemacht. Als alles fertig ist, kommt der Test. Bruno ist nur kurze Zeit draußen und nimmt Anlauf: Im Galopp auf seinen letzten Fluchtweg zu. Wir denken alle das gleiche: Oh nein!!!

 

Aber – er sieht die flatternden Müllsackstückchen und – BREMST in einem Sliding Stop! Puh, wir atmen alle auf.

 

Unbewusst steigt in mir der Wunsch nach einem stärkeren Weidezaungerät auf, falls ich weiterfahren kann...

 

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