vierzehnter tag

 

Ich bin schon früh wach, mein armer Bruno hat immerhin etwas Heu gegessen. Er bekommt eine schöne Portion Kraftfutter mit Äpfeln und Möhren. Dann nehme ich mir noch einmal die Karten vor, ich hatte den Weg gestern noch nicht markiert. Ich entscheide mich um und werde nicht über Neustadt fahren, sondern nördlicher über Schneeren. So muss ich nicht die sehr befahrene Brücke in Neustadt über die Leine nehmen, sondern nördlicher in Mariensee.

 

 

Als ich alles gepackt habe und mit Bruno und Balou noch zum Waldrand gehen möchte, kommt ein netter Mann und schlägt mir vor, Bruno doch auf das Gelände direkt hinter meinem Planwagen zu stellen. Dort ist in Reitplatz und eine Ovalbahn, mit einer recht großen Rasenfläche. Super!!! So kann Bruno wenigstens noch eine Stunde fressen und sich die Füße vertreten. Schade, dass dieser nette Mensch nicht schon gestern da war!! Wir reden noch ein wenig.

 

Auf dem Hof werden die Paddocks gesäubert. Vielleicht sind es einfach zu viele Pferdchen auf zu kleiner Fläche, dass es am Nachmittag so schmutzig aussieht und stinkt.

 

Zwei Frauen interessieren sich noch für unsere Tour und winken zum Abschied.

 

Wir fahren auf traumhaften Wegen, Balou darf wieder laufen. Plötzlich, nach 4,5 km auf dem breitesten, markierten Weg, steht in einer Kurve ein Verbotsschild für Kraftfahrzeuge sowie Zuggespanne mit Tieren. Eine große Schranke versperrt den Weg. So ein Mist!!!

 

Mit Blick auf die Karte entscheide ich mich für den Versuch, einen kleineren Weg zu nehmen. Andernfalls habe mit dem Rückweg gut 1,5 Stunden verloren und bin praktisch noch keinen Meter voran gekommen. Mein erster Versuch scheitert, ich lande in einer Sackgasse aus Torffeld und Moor.

 

Aber der zweite Versuch ist erfolgreich. Ohne weitere Verbotsschilder erreichen wir nach weiteren 5 km die Hauptstraße. Glück gehabt!!

 

Bruno mag nicht mehr. Er zieht immer wieder auf den grünen Seitenstreifen, was er sonst nur macht, wenn er pinkeln möchte. Aber er pinkelt nicht, sondern will unbedingt Fressen. Der Sprit scheint leer zu sein. So halte ich nach einer geeigneten Stelle für die Mittagsrast Ausschau. Kurz vor der B6 haben wir ein schönes Plätzchen gefunden, der Zaun ist schnell errichtet, Bruno zufrieden. Ich werde ihm zwei Stunden Pause gönnen, dann ist der „Tank“ sicher wieder voll.

 

 

Balou und ich spielen etwas Ball, essen auch zu Mittag, dann macht Balou einen Mittagsschläfchen neben mir im Planwagen, während ich die Zeit zum Schreiben nutze. In den letzten Tagen bin ich nicht dazu gekommen. Es ist zu ärgerlich, wenn ich womöglich wieder einen Internetzugang bekomme und noch nichts geschrieben habe.

 

Heute ist ein Tag der Umwege: In Eilvese frage ich zur Sicherheit, ob ich mit dem Wagen durch den Wald komme. Nein, ...

 

Während mir eine Alternativstrecke beschrieben wird, hält ein Auto. Ein Mann mit Fotoapparat und eine Frau steigen aus. Mal wieder jemand, der uns fotografieren will, denke ich. Sie fragen mich, ob ich diejenige bin, die mit der Kutsche irgend etwas für das Dorf macht. Was, habe ich nicht verstanden. Nein, ich fahre ganz privat von Dülmen nach Danzig, ist meine Antwort. Große Augen, viele Fotos, jetzt noch eine Nahaufnahme und meinen Namen bräuchten sie noch, das sei auch eine schöner Artikel für die Leine – Zeitung... Na denn! Ich bitte sie, mir den Artikel auch zukommen zu lassen. Ja, über e-Mail. Ich möchte auch noch ein Foto von ihnen machen. Kein Problem. Dann verabschieden sie sich und sind weg. Ich bin noch etwas sprachlos...

 

 

Nach Wegweisern mache ich mich auf den Weg. Er führt 3 km aus meiner Karte heraus nach Hagen, anschließend wieder 4 km durch das „Niemandsland“ in die Karte herein. Nur so komme ich nach Mariensee, wo eine Brücke über die Leine führt. Wir sind schon fast 30 km unterwegs, auch wenn wir nicht so ganz weit gekommen sind. Ein gutes Quartier für Bruno ist mir heute ganz besonders wichtig, so frage ich noch bevor wir die Leine überqueren einen Mann auf einem Fahrrad, der sich angetan über den Planwagen äußert. Wir dürfen mitkommen. Ich darf für Bruno ein Stück Wiese abtrennen, mit ganz hohem Gras! Klasse!!

 

Herr Schnupp von der Ponde Rosa Ranch Schnupp hat selbst drei Haflinger, die er fährt. Bruno ist trotz ausgezeichnetem Gras nicht so entspannt. Oft galoppiert er prustend über sein Wiesenstück. Warum? Ich weiß es nicht. Weil die Haffis mit der Kutsche vorbeikommen und wieder wegfahren? Später am Abend stehen sie in großer Distanz, in Sichtweite. Bruno ist immer noch aufgeregt und rennt immer wieder. Hauptsache, die Beschläge bleiben dran und er lässt den Zaun ganz!

 

Mir wird die nächste Wegstrecke beschrieben, später werde ich wieder nachfragen. Leider habe ich nun bis Ahnsbeck nur noch eine ungeliebte Karte im Maßstab 1:75 000. Und dazu noch niedersächsische Schranken... Ich hatte gehofft, schon am Sonntag in Ahnsbeck anzukommen, bevor am Nachmittag die angekündigten Gewitter losgehen. Das wird so nicht klappen. Schade, aber macht nichts.

 

Morgen vor zwei Wochen sind wir losgefahren und mit einem Tag Pause haben wir 296 Kilometer hinter uns gebracht. Das ist für die ersten zwei Wochen ein deutlich besserer Schnitt, als ich erwartet hätte.

 

Aber am meisten freue ich mich, dass meine zwei Begleiter soooo toll sind!!! Danke Bruno, danke Balou!!!!

 

 

 

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