31. tag

Nachdem ich gestern schon einigen lieben Menschen telefonisch mein Leid geklagt habe und dabei mehrfach aussprechen musste, was ich beim ersten Anblick des Beins schon befürchtet habe, ist es mir inzwischen klar: Vielleicht ist meine Tour nach 582km hier in Schönebeck zu ende. Und das soo doof, wegen diesem blöden Weg. Hätte ich doch nicht...

Aber jammern hilft noch immer nicht.

 

Ich entschließe mich, Doro anzurufen, die supernette, äußerst kompetente Tierärztin, der ich voll vertraue, und die mir schon manches Mal telefonisch hervorragend geholfen hat.

Meine Vermutung, dass es die Folge der starken Belastung im tiefen Boden ist, bestätigt Doro. Die Beschreibung der Schwellung passt 100% zu einer solchen extremen Belastung. Immerhin ist das eine Ausnahmesituation, die ich in Zukunft (falls ich weiterfahren kann) vermeiden kann!! Nur noch Asphalt, hieße bei Weiterfahrt meine Devise.

Doro rät zu mindestens einer Woche Pause, bis das Bein nicht mehr warm und nicht mehr geschwollen ist. Eine Woche... zunächst klingt das in meinen Ohren wie eine Ewigkeit!

Die gute Nachricht ist aber, dass solche Verletzungen meist völlig ausheilen und nichts zurückbleibt, wenn man sie auskurieren lässt. Sonst komme es wieder...

Ob ich eine Woche lang hier bleiben kann?

Ja!! Danke!!! Ich bin erleichtert. Es ist eine Chance. Bruno hat eine ordentliche Weide, gegebenenfalls könnte ich – wenn das Gras nicht mehr reicht – mit ihm grasen gehen. Es wächst ja zum Glück überall.

Außerdem soll ich Umschläge mit Beinwell machen und Ruta geben. Astrid sucht mir die Telefonnummer von einer Apotheke heraus, so dass ich die entsprechenden Mittelchen bestellen kann. Nachmittags wird sie mich nach Pritzwalk fahren, damit ich die Medizin abholen kann. Super nett!

Nachdem diese ganz wichtigen Dinge geklärt sind, widme ich mich den weniger wichtigen: Ich möchte mir unbedingt die Haare waschen, da ich hier nicht duschen kann (mir wurde kein Bad, sondern nur eine einfache, funktionstüchtige Toilette gezeigt). Es gibt auch kein Waschbecken, die Hände wasche ich mir in einer mit Schüssel zu bedienenden Spüle in der Küche, hier putze ich mir auch die Zähne. Diese Schüssel scheint mir aber nicht geeignet zum Haare Waschen. So frage ich, ob ich sie mir am Schlauch draußen waschen kann. Nein, statt dessen wird mir eine andere große Schüssel mit warmem Wasser draußen auf einen „Tisch“. Für alle meine Wünsche gibt es eine passende, kreative Lösung. So wasche ich mir die Haare im „Schüttverfahren“, häufig in Marokko erprobt. Es fühlt sich ausgezeichnet an!!

Sonst verbringe ich den Tag mit Bein kühlen, telefonieren und werde zu allen Mahlzeiten ins Haus eingeladen. Das ist prima, denn eine Einkaufsmöglichkeit gibt es erst in über 10km. Auf dem Hof stehen zwei alte Fahrräder. Ob ich mir eins ausleihen könnte? Im Prinzip ja, aber letztendlich scheitert es an einer funktionierenden Luftpumpe. Na ja, macht nichts. Balou und ich können auch zu Fuß durch den wunderschönen Wald wandern. Zeit habe ich ja genügend...

 

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