siebenundzwanzigster tag

Das mit der Wettervorhersage scheint nicht so richtig zuzutreffen. Meinen Plan, nach dem Gewitter um acht zu starten, kann ich nicht einhalten, denn es gibt kein Gewitter um acht. Es ist nur eine kurze Etappe, gegen neun starte ich. Nächste Gewitter sind angesagt, so lange sollte ich nicht warten.

Von Norbert bekomme ich noch ganz lieb eine Adresse mit Telefonnummer für den folgenden Tag. Das ist mir wegen des Wetters ganz recht, falls es zu doof mit den Bremsen sein sollte, habe ich einen Unterschlupf sogar mit Stall. Außerdem kann ich eintrudeln, wann ich möchte, das ist prima. Aber heute ist erst einmal die Brücke dran.

 

Nur kurz nachdem ich losfahre, beginnt es zu regnen. Kurz denke ich über ein Umkehren nach, aber da habe ich auch weder Stall noch Unterstand. Also entscheide ich mich für die Weiterfahrt. Der Weg ist extrem schön, neben oder auf dem Elbedamm. Leider gesellt sich zu dem Regen auch Blitz und Donner. Mist, keine Unterstellmöglichkeit weit und breit. Teilweise könnte ich an den Waldrand fahren, das erscheint mir aber auch nicht sehr verlockend. So fahren wir weiter. Bruno ist etwas besorgt mit dem Gewitter und möchte lieber schneller laufen. Er darf traben, bleibt ganz brav. So ein tolles Pferdchen!!

 

Begleitet von Regen, Blitz und Donner verlassen wir den Damm und erreichen die „Zivilisation“. In welchem der Häuser können wir uns wohl unterstellen?

 

In einem Garten ist eine Frau. Ich frage sie nach einer Unterstellmöglichkeit. Ja, dort im Unterstand, sie muss nur jetzt zur Arbeit. Klasse! Der Unterstand ist wie für uns gemacht, es gibt sogar drei Rundballen Heu, woraus ich ein wenig zupfe und Bruno damit füttere. Zuerst lasse ich ihn angespannt, als es nicht aufhören will, spanne ich doch aus.

 

Irgendwann lässt der Regen nach und auch das Donnern.

 

Wir fahren weiter. Die Brücke ist schnell erreicht, sie war ja schon in Sichtweite. Der Verkehr ist mäßig, es ist völlig unproblematisch. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es hier deutlich weniger Verkehr gibt als noch in NRW oder Niedersachsen. Natürlich bin ich auch nicht in großen Städten, aber die habe ich auch zu beginn meiner Reise gemieden.

 

Hinter der Brücke finde ich den Ort, wo auf der Karte der Reitstall eingezeichnet ist.

 

Ich fahre durch Pferdeweiden auf den Hof und stelle meine übliche Frage. Zwei Männer sind dort, es ist ein Sägewerk. Die Reaktion ist zunächst sehr zögernd und ablehnend. Dann kommen zwei Frauen (Mutter und erwachsene Tochter) dazu, die eindeutig dafür sind, dass ich bleiben kann. Die Mutter ist bei meiner Geschichte sogar zu Tränen gerührt. So haben wir Glück und können doch bleiben. Ich bin erleichtert, weil ich zumindest heute unterwegs auf keinen Fall mehr ein Gewitter haben möchte.

 

Bruno darf hinter den Hof auf eine riesig große Schafwiese. Es sind besondere Schafe, keine Wollrasse. Sie verlieren ihre Wolle von allein und haben dann erst einmal ein glänzendes kurzes Fell wie Ziegen.

 

Bruno erkundet die riesige Wiese, Balou und ich machen erst einmal Pause im Planwagen. Ich kündige uns telefonisch verbindlich bei unserer nächsten Unterkunft an. Dann kommen Mutter und Tochter mit einem großen Teller Mittagessen für mich und einer ganzen Packung Fleisch für Hunde für Balou. Das ist doch wieder total lieb!!

 

Kaum haben wir aufgegessen, rollt das nächste Gewitter mit starkem Platzregen an. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, die Plane vorne zuzumachen. Der Regen prasselt auf das Dach. Ich bin immer wieder sehr glücklich über die Qualität des Planwagens und mache mir keine Sorgen, ob er auch dicht ist. Die Schafe auf der Weide hingegen sind sichtbar besorgt und galoppieren über die Wiese. Bruno – ganz solidarisch – macht mit. Darüber bin ich wiederum besorgt, denn ich habe Angst, dass er sich die Beschläge abtritt. Die Schafe beenden ihre Galopptour im Stall, Bruno – noch mit allen vier Beschlägen – im Schutz einer Baumgruppe. Alles gut!

 

Als der Regenguss vorbei ist, bekomme ich einen Cappuccino gebracht. Wirklich nett!

 

Mir wird der Teich auf der Weide gezeigt und der Weg zur Elbe beschrieben. Es ist wieder strahlender Sonnenschein, Balou und ich machen uns auf den Weg zur Elbe. Natürlich nicht, ohne vorher noch im Teich zu schwimmen... (Balou, ich nicht ;-))

 

Die Elbe ist auch von dieser Seite wunderschön. Balou schwimmt und schwimmt und schwimmt. Er ist wirklich ein Wasserhund!! Wir genießen eine ganze Weile die tolle Landschaft und kehren erst recht spät zurück.

 

Bruno hat die verschiedenen Teile der Wiese längst erkundet und ist ebenfalls sichtlich zufrieden. Das Futterangebot ist auch mehr als ausreichend, und er liebt große Weiden, auf denen er zusätzlich zu den „Arbeitskilometern“ vor der Kutsche auch noch viele freiwillige „Freizeitkilometer“ zurücklegt.

 

Nach dem gemeinsamen Abendessen sitzen wir noch lange zusammen und erzählen. Dabei wird mein Glas immer wieder gefüllt und am Schluss habe ich schon den Eindruck, doppelt zu sehen. Nein, soo viel wie auf dieser Tour habe ich – außer in Polen – ewig nicht getrunken. Ich sehe es als „Übung“ für demnächst, wenn ich in Polen bin. Aber es war wieder ein sehr schöner Abend!

 

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